Nach Entpflichtung von Amt als Erzbischof

Kardinal Ezzati: Gehe "mit erhobenem Haupt"

Veröffentlicht am 24.03.2019 um 11:55 Uhr – Lesedauer: 

Santiago ‐ Kardinal Ricardo Ezzati ist nicht mehr Erzbischof von Santiago de Chile. Seine Entpflichtung sei dem Kirchenrecht gefolgt, wie er betonte. Im Fall der Vertuschungsvorwürfe ist er mit sich im Reinen: Man müsse solche Behauptungen erstmal beweisen.

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Der von der Leitung des Erzbistums Santiago in Chile zurückgetretene Kardinal Ricardo Ezzati sieht mit Blick auf den Missbrauchsskandal offenbar keinen Grund zur Reue. Er gehe "mit erhobenem Haupt", sagte Ezzati am Samstag vor Journalisten in Santiago. Alle Anzeigen, die bei der von ihm eingerichteten diözesanen Meldestelle eingegangen seien, seien untersucht worden oder würden noch untersucht.

Zum Vorwurf, er habe übergriffige Priester gedeckt und die Aufklärung behindert, sagte der 77-Jährige, es reiche nicht, jemanden der Vertuschung zu bezichtigen; "man muss es auch beweisen". Ezzati sagte: "Ich stehe mit hoch erhobenem Haupt da, sicher, dass meine Unschuld bewiesen werden wird." Zum laufenden Ermittlungsverfahren gegen ihn sagte Ezzati, er habe von der Staatsanwaltschaft Unterlagen zu den betreffenden Fällen verlangt; diese lägen noch nicht vollständig vor. Vorerst mache er von der Möglichkeit zu schweigen Gebrauch, die das chilenische Recht ihm biete. "Im geeigneten Moment werde ich sprechen", so der Kardinal.

Missbrauchskrise "größter Schmerz" während Ezzatis Amtszeit

Zur Missbrauchskrise unter seiner neunjährigen Bistumsleitung sagte Ezzati, sie sei "zweifellos der größte Schmerz während dieser Zeit" gewesen. Jedoch sei "jede Anzeige angegangen" worden; jetzt müsse man das Urteil der Justiz abwarten. Das aus Italien stammende Ordensmitglied der Salesianer Don Boscos wurde 2010 zum Erzbischof von Santiago de Chile ernannt; 2014 machte ihn Papst Franziskus zum Kardinal. Von 2010 bis 2016 war Ezzati Vorsitzender der Chilenischen Bischofskonferenz.

Bild: ©davidionut - stock.adobe.com

An der Plaza de Armas in der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile befindet sich die Kathedrale des Erzbischofs von Santiago.

Ezzati betonte, seine Entpflichtung als Erzbischof folge dem Kirchenrecht, nach dem jeder Bischof mit Vollendung des 75. Lebensjahres gehalten sei, dem Papst den Rücktritt anzubieten. Er habe mit Franziskus mehrfach gesprochen. Ezzati sagte, er sei dem Papst "sehr dankbar" für die Ernennung eines Übergangsleiters.

Unterdessen hat Juan Carlos Cruz, einer der prominentesten Kritiker Ezzatis, mit Genugtuung auf den Rücktritt des Erzbischofs reagiert. Ezzati werde sich nun vor der Justiz für jeden ihn betreffenden Fall verantworten müssen und "hoffentlich im Gefängnis dafür büßen", sagte Cruz telefonisch der Katholischen Nachrichen-Agentur (KNA) am Wochenende. Der in den USA lebende Chilene war als Jugendlicher von einem Priester sexuell missbraucht worden. Gemeinsam mit anderen Opfern wirft er Ezzati vor, übergriffige Geistliche gedeckt und eine Aufklärung verhindert zu haben. 

Übergangsleiter zeigt sich überrascht

Der Vatikan hatte am Samstag mitgeteilt, dass der 74 Jahre alte Bischof und Kapuzinerpater Celestino Aos das chilenische Hauptstadtbistum übergangsweise im Auftrag des Papstes leiten soll. Aos selbst sprach in einer Erklärung von einer "Überraschung".

Derzeit stehen 9 von 27 kirchlichen Verwaltungseinheiten solche sogenannten Apostolischen Administratoren vor. Acht von ihnen wurden vom Papst seit dem Aufbrechen des Missbrauchsskandals im Frühjahr 2018 eingesetzt. (mal/KNA)