Nach Skandal um Bischofshaus und Amtsführung

Vor fünf Jahren: Tebartz-van Elst tritt als Bischof zurück

Veröffentlicht am 26.03.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Limburg/Rom ‐ Eine "Atmosphäre von Furcht": Daran erinnern sich noch manche Mitarbeiter des Bistums Limburg, wenn sie an die Ära des früheren Limburger Bischofs Tebartz-van Elst denken. Für die Diözese liegen Welten zwischen damals und heute.

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Es war ein Wendepunkt, an dem viele Menschen in der katholischen Kirche aufatmeten: Vor fünf Jahren - am 26. März 2014 - war endgültig klar, dass Franz-Peter Tebartz-van Elst nicht länger Bischof des Bistums Limburg bleiben würde. An diesem Tag nahm Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch von Tebartz-van Elst an, der seit 2008 amtierte.

"Bittere und verletzende Erfahrungen"

Begründung des Vatikan: In der Diözese sei es "zu einer Situation gekommen, die eine fruchtbare Ausübung des bischöflichen Amtes" durch Tebartz-van Elst verhindere. Vorangegangen war der Skandal um die Verschleierung der Kosten für seinen rund 31 Millionen Euro teuren Dienst- und Wohnsitz. Viele im Bistum empfanden Tebartz' Amtsführung als autoritär und stellten das System Kirche in Frage.

Linktipp: Der Fall Tebartz-van Elst

Über Monate bestimmten der Skandal um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst und der Bau am Domberg die mediale Berichterstattung. Am Ende stand der Rücktritt des Oberhirten. Katholisch.de dokumentiert alle wichtigen Stationen des Konflikts.

Inzwischen ist der Rücktritt Geschichte. "Was aber längst noch nicht Geschichte ist, sind bittere und verletzende Erfahrungen, die Menschen in den Amtsjahren des damaligen Bischofs machen mussten", sagte Pfarrer Ludwig Reichert (67) jetzt der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Reichert war damals Sprecher des Hofheimer Kreises von rund 20 Pfarrern, die den Führungsstil des Bischofs massiv kritisierten.

"Unliebsame Mitarbeiter wurden mit Sanktionen bedroht oder durch überzogene Schweigeverpflichtungen unter Druck gesetzt. Beratungsgremien wurden belogen und kaltgestellt. Eine Atmosphäre von Furcht und Einschüchterung griff um sich", erinnert sich Reichert. "Die Wunden jener Zeit sind bei vielen Betroffenen bis heute nicht ausgeheilt, sondern höchstens vernarbt", bilanziert er.

In der Übergangszeit nach Tebartz habe dann der Apostolische Administrator Manfred Grothe durch Ehrlichkeit und Offenheit überzeugt, so Reichert. Das Gleiche gelte für den seit September 2016 amtierenden Bischof Georg Bätzing, der einen partizipativen Führungsstil pflege. "Für das Bistum liegen Welten zwischen damals und heute", sagt Reichert, der heute das "Refugium für Mitarbeitende in Caritas und Pastoral" leitet, einen Rückzugsort für erschöpfte Mitarbeiter. Nach wie vor fordert er eine "Gewaltenteilung, die bischöfliche Macht in die Schranken weist".

Auch Ingeborg Schillai (69), die damalige und heutige Präsidentin der Limburger Diözesanversammlung resümiert, das Kirchenvolk sei kritischer geworden: "Vielleicht schauen wir manchmal genauer hin, wenn es heute heißt: Machtmissbrauch." Dabei ist sich die Repräsentantin des obersten Laiengremiums der Diözese bewusst, dass es auch Menschen im Bistum gibt, die das Handeln von Tebartz bis zuletzt verteidigten und die Zeit mit ihm vermissen. Das Bistum selbst habe aber in jedem Fall gelernt, mit dem Thema Geld anders umzugehen, so Schillai.

Nach Angaben von Bistumssprecher Stephan Schnelle wurde die komplette Vermögensverwaltung neu geordnet - inklusive externer Kontrollen. Letztendlich hätten die neuen Mechanismen auch dazu geführt, dass im März 2018 schwere Regelverstöße eines Mitarbeiters beim Umbau der ehemaligen Bischofswohnung zu einem Museumsraum aufgefallen seien. Inzwischen sei gewährleistet, dass die auf 225.000 Euro begrenzten Kosten dafür nicht überschritten würden.

Die Badewanne im Bischofshaus in Limburg
Bild: ©Bistum Limburg

Viele Mythen ranken sich um das Bischofshaus in Limburg. Ein Blick ins Bad zeigt: Die Badewanne ist zwar hochwertig, aber nicht aus Gold.

Die ehemalige Bischofswohnung wird den Angaben zufolge ab 16. April als erweiterter Teil des Diözesanmuseums für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Im Erdgeschoss soll es einen Ausstellungsraum geben - dort befinden sich das frühere Wohnzimmer, Küche und Büro von Tebartz. Gezeigt wird dann eine Ausstellung zur Geschichte des Bistums - mit mehr als 120 Exponaten. Nicht zugänglich wird künftig das Untergeschoss sein - also Schlafzimmer, Multifunktionsraum und Badezimmer. Die berühmte freistehende Badewanne wird also kein Museumsbesucher mehr zu Gesicht bekommen. Der Bereich werde als Lagermöglichkeit für das Museum genutzt, so Schnelle.

Seit 2015 in Rom

Der heute 59-jährige Tebartz-van Elst ist seit März 2015 im Vatikan im Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung tätig. Erstmals seit seinem Rücktritt traf er vor wenigen Monaten in Rom mit einer größeren Gruppe von Katholiken seines einstigen Bistums zusammen. Bei einem Dankgottesdienst für die - von Tebartz maßgeblich angestoßene - Heiligsprechung der Ordensgründerin Katharina Kasper zelebrierte er mit seinem Nachfolger Bätzing. Die Einladung dazu kam von Bischof Bätzing. Tebartz-van Elst nahm sie an.

Von Norbert Demuth (KNA)