Studie zur Zufriedenheit in Ordinariaten vorgestellt

Wie zufrieden sind die Mitarbeiter der deutschen Bistümer?

Veröffentlicht am 28.03.2019 um 12:21 Uhr – Lesedauer: 

Eichstätt ‐ Die Deutsche Bischofskonferenz wollte wissen, wie zufrieden die Mitarbeiter in der Kirchenverwaltung sind. Eine Forschergruppe hat deshalb fast 4.000 Beschäftigte in Ordinariaten und Generalvikariaten über ihre Arbeit befragt. Die Ergebnisse haben die Forscher überrascht.

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Ein Forscherteam der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt hat im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz knapp 4.000 Beschäftigte in Ordinariaten und Generalvikariaten gefragt, wie zufrieden sie mit ihrer Arbeit und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind. Der Vizepräsident der Universität, der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Klaus Stüwe, hat das Projekt federführend begleitet.

Frage: Sind Kirchenmitarbeiter mit ihrem Job zufrieden?

Stüwe: Ja. Unsere Ergebnisse zeigen insgesamt eine relativ hohe Zufriedenheit, auch im Vergleich mit Dienstgebern aus der freien Wirtschaft.

Frage: Sie haben die Mitarbeiter zu vier Themenkomplexen befragt: Arbeitszeitflexibilität, Angebote vor und während der Elternzeit, Betreuungsangebote für Kinder und pflegebedürftige Verwandte sowie Familienserviceangebote. Was gibt es da für Unterschiede?

Stüwe: Ziemlich zufrieden sind die Mitarbeiter bei der Arbeitszeitflexibilität. Da gibt es seitens der Dienstgeber viele Angebote, wenn zum Beispiel Kinder zu betreuen sind oder jemand aus der Voll- in die Teilzeit wechseln möchte, um etwa Betreuungspflichten nachzukommen. Wir haben gemessen, dass die Beschäftigten das einerseits für sehr wichtig halten, sie aber andererseits auch ziemlich zufrieden sind.

Frage: Was stört die Mitarbeiter?

Stüwe: Weniger Zufriedenheit fanden wir bei Mitarbeitern mit pflegebedürftigen Angehörigen. Das Thema Pflege wird von vielen Mitarbeitern als wichtig angesehen, weil es viele betrifft: Mit 45 Jahren ist das Durchschnittsalter der Mitarbeiter ziemlich hoch. Da haben viele schon Pflegeverpflichtungen, und auf viele wird das zukommen. Unterstützung von Seiten der Dienstgeber wünschen sich die Beschäftigten hier beispielsweise in Form einer vorübergehenden Reduzierung der Arbeitszeit, Freistellung für die Pflege und unbezahltem Sonderurlaub. Überhaupt war feststellbar, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf den Mitarbeitern mindestens genauso wichtig war wie etwa das Gehalt. Weniger relevant war das Thema Kinderbetreuung. Wir hatten eigentlich erwartet, dass die Beschäftigten das für wichtiger halten, was aber interessanterweise nicht der Fall war. Dafür gibt es mehrere Gründe: Einerseits gibt es in vielen Bistümern schon gute Angebote. Es könnte aber auch am hohen Alter der Mitarbeiter liegen. Da ist für viele die Kinderbetreuung nicht mehr das große Problem.

Bild: ©Christian Klenk / upd

Prof. Dr. Klaus Stüwe.

Frage: Wie müssten sich die Arbeitsbedingungen verändern?

Stüwe: Das ist schwer zu beantworten, weil in den deutschen Diözesen die Strukturen sehr unterschiedlich sind. Es gibt darunter riesige Ordinariate mit 2.000-3.000 Beschäftigten, andere haben nur ein paar Dutzend. Aufgrund dieser heterogenen Rahmenbedingungen lassen sich nur schwer generelle Aussagen treffen. Je nach Größe sind die Vorstellungen sehr verschieden: In vielen kleinen Diözesen gibt es manche Angebote einfach nicht, weil die Mitarbeiterzahl so klein ist, dass z.B. Belegplätze in Kindertagesstätten nicht gebraucht werden. Trotzdem sind die Mitarbeiter dort zufrieden, weil sie zum Beispiel eine gute Arbeitsatmosphäre vorfinden oder einen unmittelbaren Zugang zu ihren Vorgesetzten haben. Da wird manches informell geregelt. In großen Ordinariaten können KiTa-Plätze hingegen durchaus als wichtig erachtet werden.

Frage: Haben Sie die Ergebnisse überrascht?

Stüwe: Unterm Strich ist die Studie für die Kirche ziemlich gut ausgegangen. Wir haben das so nicht erwartet. Schon bei einer vorherigen Studie, wo wir Personalverantwortliche zu Arbeitsstrukturen befragt hatten, waren die Ergebnisse überraschend gut. Die Kirche muss sich da überhaupt nicht verstecken. Natürlich ist in einigen Bereichen noch Luft nach oben. Es gibt immer Handlungsbedarf. Aber generell stellen wir fest, dass die Zufriedenheit recht hoch ist und dadurch auch die Verbundenheit der meisten Beschäftigten mit der Kirche als Dienstgeber.

Von Christoph Paul Hartmann

Die Studie in Zahlen

Für die Studie wurden im Jahr 2017 rund 4.000 Mitarbeiter in 22 Bistumsverwaltungen befragt; es fehlten Passau, Limburg, Speyer, Görlitz und Mainz. Rund 67 Prozent der Teilnehmer sind mit ihrer Arbeit zufrieden, gut 72 Prozent fühlen sich ihrem Dienstgeber verbunden. Von den 3.191 Menschen, die sich bei der Befragung zum Thema Pflege äußerten, unterstützen 21,5 Prozent einen pflegebedürftigen Angehörigen. Die Tendenz ist steigend, da sich bei 34 Prozent der Beschäftigten ein pflegebedürftiger Angehöriger zumindest im familiären Umfeld befindet. Das Durchschnittsalter der Pflegenden beträgt 50,3 Jahre, auch wenn Beschäftigte jeden Alters Pflegebedürftige versorgen. 26,2 Prozent der Angestellten pflegen täglich Angehörige. Zusätzlich wurden die Mitarbeiter gebeten, sich zum Ausmaß ihrer subjektiven Pflegebelastung zu äußern. Knapp 40 Prozent gaben an, dass sich die Pflegesituation negativ auf ihre Gesundheit auswirkt. Ähnliche Aussagen lassen sich zur Belastung in Bezug auf die familiäre Situation treffen. Jeder Vierte (24 Prozent) äußerte, mit seiner jetzigen Pflegesituation nicht zurechtzukommen. Während die Beschäftigten die Relevanz des Themas mit 4,06 von 5 Punkten bewerteten, gaben sie ihre Zufriedenheit hierbei nur mit 2,94 an. Nirgendwo war die Diskrepanz größer.