Eichstätts Bischof fordert Debatte über alternative Einnahmen

Hanke: In spätestens zehn Jahren bricht die Kirchensteuer ein

Veröffentlicht am 29.03.2019 um 09:35 Uhr – Lesedauer: 

Augsburg ‐ Die Folgen wären "brutal", sagt der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke: Dennoch müsse die Kirche in Deutschland dringend über Alternativen zu Kirchensteuer und Staatsleistungen diskutieren – bevor es zu spät ist.

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Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hat eine innerkirchliche Debatte über die Kirchensteuer und die sogenannten Staatsleistungen gefordert. Er vermisse eine solche Diskussion, doch sei sie dringlich, sagte Hanke der "Augsburger Allgemeinen" (Freitag). Als Gründe nannte er die große Zahl von Kirchenaustritten und den demografischen Wandel und meinte: "Spätestens in zehn Jahren werden die Kirchensteuereinnahmen einbrechen."

Hanke ergänzte, er wolle nicht einer sofortigen Abschaffung der vom Staat eingetriebenen Kirchenbeiträge das Wort reden. "Weil man sich da in einem größeren Horizont Gedanken machen müsste, da das auch die evangelische Kirche betrifft, und zumal die Folgen brutal wären." Man trage schließlich Verantwortung für viele tausend Angestellte. Dank der Kirchensteuer könne die Kirche viel Positives bewirken und sichere Arbeitsplätze garantieren. "Dennoch müssen wir jetzt anfangen, über andere Möglichkeiten der Finanzierung nachzudenken und müssen dabei kreativer werden. Und wir müssen die Bereitschaft aufbringen, auf Privilegien zu verzichten."

Für neue Finanzierungswege habe er keine Patentrezepte, so der Bischof weiter. Er verwies aber auf Österreich, wo die Kirche selbst ihre Beiträge eintreibt. Freiwilligkeit sei immer ein guter Weg. In der Deutschen Bischofskonferenz sei das Ganze "bislang eher kein Thema" gewesen.

Mehrheit der Deutschen wird es irgendwann nicht mehr verstehen...

Hanke äußerte sich auch zu den sogenannten Staatsleistungen. So werden historisch begründete Zahlungen an die Kirchen in Deutschland genannt, zu denen sich der Staat 1803 im Gegenzug für enteignete Kirchengüter verpflichtete. Hanke meinte dazu, wegen der rückläufigen Zahl der Kirchenmitglieder werde es die Mehrheit der Deutschen irgendwann nicht mehr verstehen, warum selbst Nicht-Christen Bischofsgehälter indirekt mitfinanzierten.

Hanke sagte, er könne sich einen Verzicht auf dieses Geld vorstellen. Eine andere Lösung sehe er darin, die personengebundenen Staatsleistungen in solche kirchliche Einrichtungen einzuspeisen, die der Allgemeinheit dienten, etwa in Schulen.

Ferner regte Hanke neue Kompetenzen für den Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) an. Dieser solle die Finanzen der Bistümer künftig regelmäßig prüfen oder extern prüfen lassen. "Ich komme ja aus dem Kloster, dort kennt man Wirtschaftsvisitationen. Warum sollte es so etwas nicht auch in den Bistümern geben?"

Mitte der Woche zeigte sich auch das Bistum Trier offen für Verhandlungen über ein Ende der historischen staatlichen Entschädigungszahlungen an die Kirchen. "Das Bistum verschließt sich einer Diskussion über die Ablösung der Staatsleistung nicht", sagte die Sprecherin der Diözese, Judith Rupp. "Jedoch steht die Kirche hier nicht in einer Bringschuld", so Rupp in Reaktion auf eine im Saarland entstandene Debatte über die historisch begründeten Zahlungen. (tmg/KNA)