Sarah: Bischofskonferenzen haben keine Autorität
Der guineische Kurienkardinal Robert Sarah hat vor einem falschen Verständnis von Synodalität gewarnt. Christus habe eine hierarchische Kirche gegründet, sagte der Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung in einem Interview mit der französischen Zeitschrift "Valeurs actuelles". "Der Erstverantwortliche der Kirche ist der Papst, jener der Ortskirche der Bischof in seiner Diözese – und nicht die Bischofskonferenz". Diese sei nur für den Austausch da, nicht für die Umsetzung einer Richtung und habe keine rechtliche Autorität oder Kompetenz auf dem Gebiet der Lehre. Die großen Bischöfe der Geschichte hätten ihre Zeit nicht mit Treffen, in Kommissionen und auf ständigen Reisen verbracht: "Ein Bischof soll bei seinem Volk sein, es lehren und lieben."
Die deutschen Bischöfe hatten auf ihrer Frühjahrsvollversammlung in Lingen einen "verbindlichen synodalen Weg" zur Aufarbeitung und Aufklärung der Missbrauchsfälle beschlossen. Themen sollen der Machtabbau bei Klerikern, der Zölibat und die Sexualmoral der Kirche sein.
Anlass für das Interview mit Sarah ist die Veröffentlichung eines neuen Interviewbandes des Kardinals und des Journalisten Nicholas Diat, der unter dem Titel "Es wird bald Abend werden, der Tag hat sich schon geneigt" ("Le soir approche et déjà le jour baisse", in Bezug auf Luk 24,29) erschienen ist. Darin beklagt der Kardinal eine moralische Verwirrung, die westliche Gesellschaften plage – unter anderem, indem sie Identitäten angreife. Im Interview verweist er als Gegenbeispiel auf eine Reise nach Polen, wo er die Menschen darin bestärkt habe, zu ihrer Identität zu stehen: "Meine Botschaft war einfach: Ihr seid zuerst Polen, Katholiken und dann Europäer. Opfert diese beiden ersten Identitäten nicht auf dem Altar des technokratischen und heimatlosen Europas." Er kritisierte, dass die Europäische Union in erster Linie im Dienste großer Banken stehe und die Menschen nicht schütze. Des Weiteren lobte er die restriktive Migrationspolitik Italiens und der Visegrad-Staaten.
Weiterhin sieht Sarah Islamismus und Materialismus gleichermaßen als Angriff auf den Glauben. Beide "Barbareien" seien "Dämonen", die zwar unterschiedliche Methoden nutzten, jedoch jeweils "uns radikal von Gott und dem menschlichen Inneren entfernt". Gott könne nicht der Grund für Barbarei sein. (cph)