Afrikas Katholiken blicken mit Spannung in Richtung Vatikan

Ein schwarzer Papst?

Veröffentlicht am 15.02.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Papst Benedikt XVI. im November 2011 bei seiner Reise in den Benin.
Bild: © KNA
Papst-Rücktritt

Cotonou ‐ Die Zeit sei reif: Nach dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. wünschen sich viele Katholiken in Afrika nun einen afrikanischen Papst. Mehrere Namen sind bereits im Gespräch. Die größten Chancen werden dabei Kurienkardinal Peter Kodwo Appiah Turkson aus Ghana eingeräumt.

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Sollte die Wahl tatsächlich auf den 64-Jährigen fallen, würde das nicht nur die Bischofskonferenz seines Heimatlandes freuen. In einem Interview des Radiosenders "Asempa FM" sagte der Bischofskonferenz-Vorsitzende Bischof Joseph Osei Bonsu: "Für Ghana wäre es eine große Ehre, wenn die Wahl auf Turkson fallen würde." Auch wenn bereits viele andere Namen im Gespräch seien, sei man optimistisch, dass der Kardinal nächstes Oberhaupt der katholischen Kirche werden könnte, so der Bischof von Konongo-Mampong. Es sei wichtig, dass bei der Wahl eines Nachfolgers von Benedikt XVI. an alle Katholiken weltweit gedacht wird. "Mit seinem Lebenslauf und seiner Erfahrung innerhalb der katholischen Kirche ist Turkson mehr als geeignet für diese Position", meint Osei Bonsu.

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Auf einen einzelnen Namen will sich Andre Quenum, Chefredakteur der Wochenzeitung "Das Kreuz" in Benin ist, allerdings nicht festlegen. "Es gibt mindestens elf Kardinäle aus Afrika, die jünger als 80 Jahre alt sind", so der Geistliche. "Theoretisch könnte jeder von ihnen Papst werden." Wenn es tatsächlich einer von ihnen schaffte, wären alle Afrikaner sehr stolz und auch dankbar, vermutet Quenum. "Aber so etwas fordern wir natürlich nicht ein." Schließlich wachse die katholische Kirche auch in anderen Teilen der Welt, in Asien etwa oder in Lateinamerika. In einigen afrikanischen Ländern, etwa in Nigeria, verliert sie sogar an Boden. Immer häufiger wechselten dort Katholiken in andere Kirchen, etwa Pfingstkirchen, räumt Quenum ein.

Gute Erinnerungen an Papstbesuch

Außerdem hat der Geistliche aus Benin bei der letzten Afrika-Reise von Benedikt XVI. selbst erlebt: Auch ein Papst, der nicht aus Afrika stammt, kann sich für den Kontinent begeistern. "Während des Gottesdienstes im Stadion der Freundschaft hatten wir Sorge, dass der Papst möglicherweise ohnmächtig wird", erinnert sich Quenum, der zum Vorbereitungsteam für den Besuch gehörte. Die Sonne brannte schon am frühen Morgen, und in Cotonou wollten Zehntausende Benedikt XVI. sehen. "Sein Gesicht war rot wegen der Hitze. Aber er hat gestrahlt und wirkte glücklich."

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Video: © Madeleine Spendier

Bischof von Rottenburg-Stuttgart zu den Ereignissen im Vatikan

Ähnlich wie Andre Quenum in Benin bewertet auch der senegalesische Kardinal und Erzbischof von Dakar Theodore-Adrien Sarr (76) die Frage, ob der neue Papst unbedingt aus Afrika stammen muss. Bei einer Pressekonferenz sagte er: "Diese Frage ist in der Vergangenheit häufig gestellt worden. Aber im Moment ist sie gar nicht wichtig. Wichtig ist das Votum der Kardinäle."

Viele Nigerianer dürften bei einer solchen Einstellung mit dem Kopf schütteln. "Natürlich brauchen wir einen Papst aus Afrika!", fordert etwa Precious Adebola, die in Lagos lebt. "Bei uns gibt es so viele Kirchen, so viele Christen. Es gibt keinen Grund, warum der nächste Papst nicht aus Afrika kommen soll."

"Ein Beispiel für Weisheit und Mut"

Am liebsten wäre ihr natürlich Nigeria selbst. Doch Kurienkardinal Francis Arinze gilt mit 80 Jahren als zu alt für das Amt. John Olorunfemi Onaiyekan (69), Erzbischof von Abuja, wurde erst vor wenigen Monaten zum Kardinal ernannt. Schon kurz darauf erklärte Nigerias Staatspräsident Goodluck Jonathan, dass in nicht allzu ferner Zukunft ein Nigerianer Papst werde. Den scheidende Benedikt XVI. lobte Jonathan unterdessen und nannte dessen freiwilligen Rücktritt ein Beispiel für Weisheit und Mut.

Daran könnten sich nun auch nigerianische Politiker ein Beispiel nehmen, entgegnete Felix Ajakaiye, katholischer Bischof von Ekiti, und spielte damit den Ball zurück: "Er hat uns gezeigt, dass man gehen muss, wenn man weiß: Man kann nicht mehr."

Von Katrin Gänsler (KNA)