Franziskus: Homosexuelle Neigung ist "keine Sünde"
Papst Franziskus hat seine umstrittenen Aussagen zu Feminismus und Homosexualität kommentiert. In einem Interview mit dem spanischen Fernsehsender "LaSexta" sagte er, eine homosexuelle Neigung sei "keine Sünde". Neigungen seien deshalb keine Sünden, weil diese nur in Freiheit begangene Handlungen sein könnten.
Der Pontifex hatte bei einer fliegenden Pressekonferenz nach seiner Irlandreise 2018 mit dem Zitat für Aufsehen und Irritationen gesorgt, bei einer sich zeigenden Homosexualität von Kindern gäbe es "viele Dinge, die man mit der Psychiatrie machen kann, um zu sehen, wie die Dinge sind". Franziskus sagte nun, dass ihm das Wort "Psychiatrie" herausgerutscht sei. Er erklärte das unter anderem damit, dass er die Erklärung nicht in seiner Muttersprache abgegeben habe. Gemeint habe er, dass Eltern bei unerwarteten Verhaltensweisen ihrer Kinder professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollten. Ein moralisches Urteil über Homosexuelle habe er nicht getroffen. Er betonte, Eltern dürften in keinem Fall ihre Kinder verstoßen: "Wenn die homosexuelle Neigung einmal feststeht, dann hat dieser Mann oder diese Frau das Recht auf eine Familie, und der Vater und die Mutter haben Recht auf ein Kind, egal wie es beschaffen ist." Das sei die Realität des Lebens.
"Machismo im Rock"?
Des Weiteren äußerte sich der Papst zum Thema Feminismus. Nach dem Missbrauchsgipfel im Vatikan hatte er gesagt, jeder Feminismus ende "schließlich damit, dass er ein Machismo mit einem Rock ist". Nun sagte Franziskus, er habe gemeint, dass jeder Feminismus Gefahr laufe, sich in einen Machismo im Rock zu verwandeln, sagte er "LaSexta". "Machismo" bezeichnet eigentlich Männer, die ihre Maskulinität überaus stark zur Schau stellen.
Im Interview wandte er sich auch weltpolitischen Themen zu: Er verurteilte die geplante Schließung der Grenze zwischen den USA und Mexiko durch US-Präsident Donald Trump. Außerdem sprach er Waffen exportierenden Ländern das Recht ab, über Frieden zu reden. In Bezug auf Staaten, die Waffen an Saudi-Arabien exportieren, sagte er, diese Länder würden Krieg in anderen Ländern schüren, "und dann wollen sie Frieden im eigenen Land". Saudi-Arabien ist mit einer Koalition anderer Länder am Jemen-Krieg beteiligt, der dort zu Hunger und großer Not der Zivilbevölkerung führt. Franziskus mahnte außerdem mehr Frauen in verantwortungsvollen Kirchenpositionen und ein stärkeres Engagement der europäischen Länder für das Wohl von Flüchtlingen an. (cph)