Schriftsteller sieht "totalitäre Inszenierungen" beim Papst

Mosebach vergleicht Franziskus-Auftritte mit Hitler und Stalin

Veröffentlicht am 08.04.2019 um 15:08 Uhr – Lesedauer: 

Berlin/Freiburg ‐ Verbale Breitseite gegen den Papst: Der Schriftsteller Martin Mosebach hat die öffentlichen Auftritte von Franziskus mit den Inszenierungen totalitärer Diktaturen verglichen. Wie Hitler und Stalin nutze der Papst bestimmte Stilmittel, um sich ins rechte Licht zu setzen. Scharfe Kritik an Mosebach folgte prompt.

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Der Schriftsteller Martin Mosebach hat die öffentlichen Auftritte von Papst Franziskus mit den Inszenierungen totalitärer Diktaturen verglichen. "Ein Fußballstadion, wo Zigtausende auf eine einzelne weiße Gestalt in der Mitte ausgerichtet sind, das ist eine viel totalitärere Sprache als das umständliche, verstaubte Hofzeremoniell von einst", sagte Mosebach in einem am Montag veröffentlichten Interview der Monatszeitschrift "Herder Korrespondenz" mit Blick auf entsprechende Auftritte des Papstes.

Als es am Papsthof noch Straußenfederfächer gegeben habe, sei dies in seiner Gestrigkeit altmodisch und rührend gewesen, so Mosebach weiter. "Die starken Männer der Moderne, ein Stalin, ein Hitler, haben ganz andere Stilmittel gebraucht, um sich ins rechte Licht setzen, und so hält es auch der heutige Papst", erklärte der Büchner-Preisträger in einem Streitgespräch der "Herder Korrespondenz" mit dem Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg.

Mosebach: Papst benutzt behinderte Menschen

Mit Blick auf Franziskus wertschätzenden Umgang mit Kindern und Menschen mit Behinderungen sagte Mosebach: "Seitdem es eine Öffentlichkeit gibt, seitdem wir eine Propaganda haben, setzen sich die Herrschenden in dieser Weise in Szene." Dies gehöre zum "Ritual der modernen Diktatoren". Der Schriftsteller warf dem Papst vor, behinderte Menschen zu benutzen: "Da stehen sie in einer Reihe, jetzt werden sie gebraucht, um an ihnen Wohltätigkeit und Barmherzigkeit zu demonstrieren!"

Bernd Hagenkord im Porträt
Bild: ©KNA

Zeigte sich angesichts der Mosebach-Äußerungen "sprachlos": Pater Bernd Hagenkord.

Sternberg widersprach dieser Sichtweise in dem Interview deutlich. Als er einmal bei einer Generalaudienz auf dem Petersplatz gewesen sei, habe neben ihm eine lateinamerikanische Familie mit einem behinderten Mädchen gestanden. "Als der Papst an uns vorbeikam, nahm er das Mädchen in die Arme. Und als er merkte, dass sie blind war, nahm er ihre Hände und ließ sie sein Gesicht betasten. Da waren keine Kameras dabei, es war keine Show", sagte der ZdK-Präsident.

Hagenkord: Scharfe Kritik an Mosebach und der "Herder Korrespondenz"

Auch der Nachrichtenchef von Vatican News, Pater Bernd Hagenkord, äußerte am Montagnachmittag scharfe Kritik an den Äußerungen Mosebachs. Dessen Aussagen machten ihn sprachlos, schrieb der Jesuit in seinem Blog. Mosebach sei "mal wieder auf Kreuzzug gegen den Papst". Hagenkord warf dem Schriftsteller vor, in dem Interview keine legitime Kritik an der Symbolsprache des Papstes zu äußern: "Das kann Herr Mosebach offensichtlich nicht. Oder will er nicht." Mosebach rücke den Papst mit seinen Aussagen "ganz absichtlich und ohne es auszudrücken" in eine Linie mit Mördern und Verbrechern. "Hier wird verharmlost, hier wird Nichtvergleichbares verglichen", so Hagenkord wörtlich.

Der Jesuit kritisierte in seinem Blog die "Herder Korrespondenz" dafür, in einer Pressemitteilung mit Mosebachs Aussagen Werbung für das eigene Magazin gemacht zu haben. Der Herder-Verlag brauche offensichtlich den Skandal, um noch Hefte zu verkaufen. "Um die innerkirchliche Debattenkultur steht es schlimm, wenn sowas als salonfähig gilt. Anstatt sich durch den Vergleich zu disqualifizieren, wird der zum Werbeträger. So wird das tatsächlich nichts mit einem synodalen Weg", erklärte Hagenkord. (stz)