"Ich schäme mich als Kölner für solche Vorfälle"

Woelki "fassungslos" über antisemitische Schmähungen gegen Rabbiner

Veröffentlicht am 05.05.2019 um 09:46 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Der neue Kölner Rabbiner Yechiel Brukner beklagte sich kürzlich über antisemitische Anfeindungen. Solche Vorfälle seinen völlig inakzeptabel, sagt Kardinal Rainer Maria Woelki. Wer Hass schüre, habe weder das Gesetz noch Gott auf seiner Seite.

  • Teilen:

Kardinal Rainer Maria Woelki ist "fassungslos" über die Schmähungen gegen den neuen Kölner Rabbiner Yechiel Brukner. "Ich schäme mich als Kölner für solche Vorfälle, die unter gar keinen Umständen zu tolerieren sind", sagte der Erzbischof am Sonntag dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de. Der seit September amtierende Brukner hatte sich über massive antisemitische Anfeindungen in Bussen und Bahnen beklagt. Sowohl Migranten als auch Deutsche hätten sich ihm gegenüber feindlich geäußert, wenn er seine Kippa getragen habe.

Der Kölner Erzbischof wandte sich gegen jede Form von Religions- und Fremdenfeindlichkeit: "Juden, das sind doch unsere älteren Geschwister im Glauben. Und Muslime – so formuliert das auch Papst Franziskus – sind ebenfalls unsere Brüder und Schwestern." Die Religionsfreiheit dürfe nicht nur im Grundgesetz stehen, "wir müssen sie leben", sagte Woelki. "Vom deutschen Boden darf nicht nur nie wieder Krieg ausgehen. Gerade in Deutschland dürfen nie wieder Menschen auf Grund ihrer Religion beleidigt, beschimpft, benachteiligt, ausgegrenzt oder gar verfolgt werden."

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Beim Thema Fremdenfeindlichkeit und bei der Religionsfreiheit kenne er keine Kompromisse, sagte der Kardinal. "Hier sage ich ganz klar: Nie wieder, und nicht mit mir!" Wer in welcher Form auch immer religions- oder fremdenfeindlichen Hass schüre und verbreite, habe weder das Gesetz noch Gott auf seiner Seite.

Der neue Kölner Rabbiner wollte nah an den Menschen der Stadt sein und hatte daher zunächst auf einen eigenen Wagen verzichtet, wie der Geschäftsführer der Synagogengemeinde, David Klapheck, Anfang April der "Kölnischen Rundschau" sagte. Die antisemitischen Schmähungen in den Stadtbahnen hätten aber "überhand" genommen. Zu körperlichen Angriffen sei es zwar nicht gekommen. "Es ging aber soweit, dass ihm vorgehalten wurde, die Juden seien doch selbst Schuld an dem Leid, dass sie erfahren haben", so Klapheck. (KNA)