Katholische Podcasts: Kirche für die Ohren
Man kann sie unterwegs, während des Sports oder vor dem Einschlafen hören: Podcasts. Die Audio-Blogs sind derzeit beliebt wie nie zuvor – und das, obwohl es sie bereits seit der Jahrtausendwende gibt. Der Begriff "Podcast" entstand aus der Kombination der Wörter "broadcast" (englisch für Rundfunk) und "iPod", dem Apple-Musikplayer. Heute haben Smartphones die einst beliebten MP3-Geräte größtenteils verdrängt und so innerhalb der vergangenen fünf Jahre den Siegeszug der Podcasts eingeleitet. Denn die internetfähigen Mobiltelefone haben es enorm vereinfacht, Audio-Inhalte herunterzuladen sowie immer und überall abzuspielen.
Podcasts sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen: Wie eine Umfrage aus dem vergangenen Jahr ergab, hört jeder fünfte Deutsche Podcasts. Besonders viele Hörer hat das Format mit einem Anteil von 30 Prozent unter den 14- bis 64-Jährigen, in der Generation 65+ sind es hingegen nur vier Prozent. Der weltweit beliebteste Podcast des Streamingdienstes Spotify kommt zudem aus Deutschland. "Fest & Flauschig" von den beiden deutschen Moderatoren Jan Böhmermann und Olli Schulz sollen mehr als 100.000 Menschen abonniert haben.
Auch in Deutschland gibt es katholische Podcasts
Wie die Gespräche zwischen Böhmermann und Schulz kein festgelegtes Thema haben und zwischen ernsthaften Dialogen und Albernheiten hin- und herwechseln, sind auch Podcasts im Allgemeinen keine inhaltlichen Grenzen gesetzt. Sie können sich um breite Interessensgebiete, wie Politik oder Mode, aber auch um sehr spezielle Hobbies, wie Geocaching oder Bogenschießen, drehen. In dieser Bandbreite finden sich wie selbstverständlich die Themen Glaube, Kirche und Religion wieder.
Während es im englischsprachigen Raum in diesem Medium viele religiöse Inhalte gibt und ein Weihbischof aus den USA sogar einen sehr erfolgreichen Podcast betreibt, muss man in Deutschland etwas länger suchen, um katholische Audio-Blogs zu finden. Doch es gibt sie und gerade in jüngster Zeit sind in dieser Kategorie mehrere deutschsprachige Angebote entstanden. Katholisch.de stellt eine Auswahl an besonders gelungenen katholischen Podcasts vor.
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Von Messdienern für Messdiener: "Schall und Weihrauch"
Ganz frisch auf dem Markt ist "Schall und Weihrauch". Dieser Podcast von Messdienern für Messdiener ist erst im April ins Leben gerufen worden. Er erscheint monatlich, weshalb es bislang nur zwei Folgen gibt. Entstanden ist "Schall und Weihrauch" als Kooperationsprojekt der Ministrantenpastoral der (Erz-)Bistümer Bamberg und Würzburg sowie des Offizialatsbezirks Oldenburg.
Als Zielgruppe werden auf der Homepage des Podcasts "Engagierte in der Jugend- und vor allem Ministrantenarbeit" genannt. Auf sie ist "Schall und Weihrauch" auch eindeutig ausgerichtet. So streiten sich Anja und Benni – zwei junge Erwachsene, die als Gastgeber oder "Hosts" den Podcast moderieren – in der ersten Folge darüber, ob es Messdiener oder Ministrant heißt. Zudem erklären sie das Brauchtum und die Liturgie von christlichen Festen oder stellen Aktionen der Jugendverbände vor. Abgerundet wird jede Folge von Co-Host Pauline, die in einer eigenen Rubrik Spiele für die Arbeit mit Kindergruppen präsentiert.
Fazit: "Schall und Weihrauch" ist niederschwellig angelegt und allen Kindern und Jugendlichen zu empfehlen, die sich als Messdiener oder in der kirchlichen Verbandsarbeit engagieren. Doch auch Erwachsene, die diese Jugendlichen begleiten und sie besser verstehen wollen, können den hauptsächlich von Ehrenamtlichen gestalteten Podcast mit Gewinn hören.
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Gespräche am Küchentisch: "podkap – der Klosterpodcast"
Wohl jeder hat schon einmal die Erfahrung gemacht, dass sich mit netten Gästen und einer Tasse Kaffee am Küchentisch die besten Gespräche ergeben. Genau das ist das Konzept des Kloster-Podcasts "podkap": Der junge Kapuzinerbruder Christian trifft sich mit Mitbrüdern und spricht mit ihnen über ihr Leben, die Kirche und den Orden. Aufgenommen werden die etwa halbstündigen Folgen meist im Kapuzinerkloster Stühlingen in Baden-Württemberg, wo Bruder Christian als Koch arbeitet. Doch der Podcast nimmt seine Hörer auch mit zu Kapuzinern nach Albanien oder zum Ordensnachwuchs nach Salzburg.
"podkap" ist insgesamt sehr theologisch ausgerichtet. So sind die Folgen etwa mit Fragen wie "Woher weißt du, dass es Gott gibt?" oder "Was ist beten?" überschrieben. Inhaltlich zeichnen sich die Gespräche des 32-jährigen Kapuziners mit seinen meist deutlich älteren Mitbrüdern durch eine große Tiefe aus. So werden auf bewegende Weise auch die großen Fragen von Berufung und Tod thematisiert. In einigen Sonderausgaben, die vom Novizen Julian gehostet werden, geht es auch um die etwas weltlicheren Themen Politik und Imkerei.
Fazit: Wer schon immer einen tieferen Einblick in den Kapuzinerorden erhalten wollte, der wird "podkap" lieben. Auf sympathische Weise und mit einer Einfachheit, die zu einem Menschen in den Fußstapfen des heiligen Franz von Assisi geradezu gehört, führt Bruder Christian die Gespräche mit seinen Mitbrüdern – und bringt so den Hörern seinen Orden näher.
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Eine "Bistumsgeschichte" der anderen Art: "Gesichter und Geschichten"
Als erste deutsche Diözese hat das Erzbistum Berlin 2017 einen eigenen Podcast ins Leben gerufen. "Gesichter und Geschichten" heißt der Audio-Blog aus der Hauptstadt, der eine "Bistumsgeschichte" der besonderen Art ist, wie in der ersten Ausgabe erklärt wird. Anhand der Lebensgeschichten von Gläubigen aus dem Erzbistum soll ein facettenreiches Bild der Kirche in Berlin vermittelt werden – denn "Geschichte kann man nicht nur schreiben, sondern auch als Geschichten weitererzählen". Gehostet wird der Podcast vom Berliner Journalisten Patrick Pehl, der auch unter seinem Alias-Namen Wilhelm Ahrendt bekannt ist. Neben "Gesichter und Geschichten" betreibt Pehl noch zwei weitere Podcasts: "Gott bewahre!", der sich mit dem Thema Religion beschäftigt, und das politische Format "Berateraffäre".
Neben den Lebenswegen von Priestern und Ordensfrauen stellt "Gesichter und Geschichten" auch viele katholische Laien vor – etwa eine Frau, die in der Berliner Bahnhofsmission arbeitet, einen Härtefallberater für Flüchtlinge oder einen Atomphysiker im Ruhestand. Anhand der sorgfältig ausgewählten Gesprächspartner zeichnet der Podcast ein detailliertes und sehr persönliches Bild des Erzbistums Berlin. Dabei hat die schwierige Zeit während der sozialistischen DDR-Diktatur ebenso ihren Platz wie das kirchliche Leben in der extremen Diaspora Ostdeutschlands.
Fazit: "Gesichter und Geschichten" ist ein Blick auf Vergangenheit und Gegenwart des Erzbistums Berlin und stellt gleichzeitig exemplarisch mehr als ein Dutzend Gläubige mit ihren Hoffnungen und Fragen vor. Der Gesprächs-Podcast sei allen ans Herz gelegt, die einen Blick auf die Kirche von morgen werfen wollen: Hier lernen sie Gläubige kennen, die in einer weitestgehend glaubensfernen Gesellschaft zu ihren Überzeugungen stehen.
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Theologen am Mikro: "Gretchenfrage"
"Nun sag, wie hast du's mit der Religion?" In diesem Podcast stellen die beiden Theologen Mark Bothe und Florian Giersch ihren Hörern die "Gretchenfrage" aus Goethes "Faust". Beide arbeiten als Pastoralreferenten im Bistum Essen, befassen sich aber auch in ihrer Freizeit mit den Themen Religion und Kirche. Seit 2013 ging es in dem gemäß der Eigenbezeichnung "gesellschaftlich-theologischen Podcast" schon um Gottesbeweise, Kirchenfinanzen und das Zweite Vatikanische Konzil. Dafür gab es 2017 sogar den Deutschen Podcastpreis.
Bothe und Giersch sagen von sich selbst, dass sie eine "unheimliche Neugier auf alles haben, was in der Welt ist". Das merkt man ihrem Podcast an. Denn trotz der sehr theologischen Themen finden die beiden immer wieder ungeahnte Betrachtungsweisen und erfrischende Zugänge zu den Inhalten. Neben den regulären Folgen, zu denen in der Regel Experten als Gäste eingeladen werden, gibt es auch Crossover, also Kooperationen mit anderen Podcastern, und Stammtische, zu denen Hörer eingeladen werden.
Fazit: "Gretchenfrage" ist ein echtes Sahnestück der kirchlichen Podcast-Landschaft. Theologie-Nerds, aber auch eher kirchenferne Menschen, die sich für das Thema Religion interessieren und gerne querdenken, werden an ihm ihre wahre Freude haben. Der Podcast ist handwerklich gut umgesetzt und kann mit zwei Hosts punkten, die neben großem Einfallsreichtum auch tolle "Radio-Stimmen" haben, die den Ohren der Hörer schmeicheln.
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Podcast mit Bär: "#jugendraum"
Mit dem Brüllen eines Bären beginnt jede Folge von "#jugendraum", dem Podcast des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Erzbistum München und Freising. Kein Wunder: Denn der Schutzpatron der Erzdiözese, der heilige Korbinian, wird meist in Begleitung eines Bären dargestellt. Stephanie von Luttitz, die BDKJ-Diözesanvorsitzende, leiht jeder der etwas mehr als zehnminütigen Folgen von "#jugendraum" ihre Stimme.
Der Podcast richtet sich an die Mitglieder des Jugendverbands und greift deshalb vorrangig diözesane Veranstaltungen wie Jugendwallfahrten oder Hilfsaktionen auf. Es gibt aber auch Folgen, in denen mit Gästen über ein gesamtkirchliches Thema gesprochen wird. So wurden bereits die Jugendsynode oder die kirchliche Frauenfrage erläutert. Die Jugendlichen der Erzdiözese sind zudem ausdrücklich dazu eingeladen, sich mit eigenen Themenideen an die Macher des Podcasts zu wenden.
Fazit: "#jugendraum" ist ein regionaler Kirchen-Podcast, der sich an die Münchener BDKJ-Mitglieder richtet. Die daraus resultierende Nähe der Themen zur Lebenswelt der Jugendlichen ist das große Plus dieses Audio-Blogs. Doch wegen der kompakten Erklärungen komplexer kirchlicher Inhalte lohnt es sich auch für Nicht-Bayern, ab und zu einmal in "#jugendraum" reinzuhören.