Vatikanische Finanzaufsicht: Zahl verdächtigter Transaktionen gesunken
Die Zahl der Meldungen verdächtiger Finanztransaktionen an die vatikanische Finanzaufsicht (AIF) ist im vergangenen Jahr erneut gesunken. Mit 56 betrug sie nur noch ein Drittel der Meldungen im Jahr 2017, nach dem Höchststand von 544 im Jahr 2015. Dies geht aus dem Jahresbericht 2018 hervor, den die AIF am Dienstag vorlegte. Demnach gestiegen ist jedoch die Zahl der Anzeigen an die vatikanische Staatsanwaltschaft, von 8 auf 11 im Jahr 2018.
Intensiviert hat sich die Zusammenarbeit zwischen der AIF und anderen vatikanischen Einrichtungen. Mit 231 Vorgängen erreichte sie einen bisherigen Höchststand. Verstärkt hat sich auch die internationale Zusammenarbeit der vatikanischen Finanzaufsicht; so gab es 231 Anfragen an ausländische Partner und umgekehrt 242 von diesen an die AIF. Ein Jahr zuvor waren es insgesamt 268 gegenseitige Anfragen, 2016 jedoch 837.
Die Verdachtsmeldungen betrafen in allen Fällen mögliche Geldwäsche, nicht aber Terrorismusfinanzierung. Der Kampf gegen beide Phänomene ist die Hauptaufgabe sogenannter "Financial Intelligence Units" (FIU), zu denen auch die vatikanische AIF gehört. Gegründet hatte sie Papst Benedikt XVI. Ende 2010.
Beitritt zum SEPA-System
Die Höhe der gemeldeten Bargeld-Transfers ist seit Beginn der Erfassung rückläufig und hat mit gut 26 Millionen Euro Ein-/Ausfuhr den niedrigsten Stand erreicht. In zwei Fällen wurden Finanzwerte im Gesamtumfang von knapp 2,4 Millionen Euro eingefroren. Auch verweist der Bericht auf das erste Urteil der Vatikan-Justiz wegen Geldwäsche im Jahr 2018.
Weiterhin hat der Vatikan im vergangenen Jahr seine Kooperation mit anderen Staaten durch sogenannte "Memorandum of Understanding" erweitert. Dazu zählen Staaten wie Bulgarien, Griechenland, Honduras, Mexiko und Uruguay. Auch zwei eigene MoU mit Banken in Panama und Brasilien zählen dazu. Schließlich trat der Vatikan im Berichtsjahr dem SEPA-System bei. Dazu wurde ein eigener vatikanischer IBAN registriert.
AIF-Präsident René Brülhart bezeichnete bei der Vorstellung des Jahresberichts den Beitritt des Vatikans zum Europäischen Zahlungsraum SEPA als eine der größten Errungenschaften des vergangenen Jahres für die Finanzaufsicht. AIF-Direktor Tommaso Di Ruzza führte die positive Entwicklung in 2018 auf die zunehmende Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen und Strafverfolgung zurück.
Die von Benedikt XVI. gegründete AIF ist die Finanzaufsichtsbehörde des Heiligen Stuhls und des Vatikanstaats zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Präsident ist der Schweizer Brülhart, Direktor der Italiener Di Ruzza. Wie die "Financial Intelligence Units" anderer Staaten auch untersucht die AIF Finanztransaktionen, die ihr als verdächtig gemeldet werden. Bei erhärtetem Verdacht eines Straftatbestands leitet sie die Fälle an die vatikanische Staatsanwaltschaft weiter. (tmg/KNA/epd)