Missbrauchsaufarbeitung: Bischöfe und Staat wollen Plan bis Herbst
Die katholische Kirche und der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, wollen sich bis zum Herbst auf Eckpunkte zur Aufarbeitung des Missbrauchs im Bereich der Kirche einigen. Dabei gehe es um strukturelle Festlegungen sowie um einheitliche Standards und Kriterien, teilten beide Seiten am Mittwoch gemeinsam mit. Rörig war am Dienstag in Berlin mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann, zusammengekommen, um über das weitere Vorgehen bei der Aufarbeitung zu sprechen.
Im vergangenen Jahr hatte eine im Auftrag der katholischen Bischöfe erstellte Studie über die kirchlichen Akten der Jahre 1946 bis 2014 Hinweise gegeben auf mindestens 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute. Die Bischöfe hatten daraufhin eine enge Zusammenarbeit mit Rörig vereinbart. Experten verweisen auf eine hohe Dunkelziffer beim Thema Missbrauch, die Rede ist von bis zu 100.000 Betroffenen im Bereich der Kirche.
"Jetzt beginnt eine Phase abschließender Klärungen zu Fragen der umfassenden und einheitlichen Betroffenenbeteiligung, dem rechtssicher ausgestalteten Zugang zu Informationen und Akten und zu Fragen des Datenschutzes und der Sicherstellung von Persönlichkeitsrechten", sagte Rörig. Er sei sehr zuversichtlich, dass die "hochgesteckten Ziele für eine umfassende und unabhängige Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im katholischen Bereich" gemeinsam erreicht werden könnten.
Rörig sei der katholischen Kirche ein wichtiger Ratgeber geworden, sagte Ackermann. Für die Frage der unabhängigen Aufarbeitung spiele die Zusammenarbeit mit ihm eine zentrale Rolle. (KNA)