2023 ist in Mainz, Limburg und Fulda Schluss

Fürst zu Aus von Bistumszeitungen: Zukunft liegt im richtigen Mix

Veröffentlicht am 24.05.2019 um 17:08 Uhr – Lesedauer: 

Rottenburg/Mainz ‐ Die Ankündigung, dass die Kirchenzeitungen von drei Diözesen eingestellt werden, sorgt in der kirchlichen Publizistik für einigen Wirbel. Während Medienbischof Gebhard Fürst an den Bistumszeitungen festhält, haben Experten einen anderen Vorschlag.

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Medienbischof Gebhard Fürst hält Bistumszeitungen weiterhin für eine "wichtige Säule der Kommunikation" zwischen Kirche und Gläubigen. "Die Kirche muss in schwieriger werdenden Zeiten kreativ sein, um die Menschen auf den verschiedenen Ebenen kommunikativ zu erreichen", sagte Fürst am Freitag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Rottenburg. Die Zukunft liege "im richtigen Mix und in der Vernetzung der einzelnen Medienkanäle", so Fürst.

Er reagierte damit auf die Ankündigung der Bistümer Mainz, Limburg und Fulda, ihre drei Bistumszeitungen nur noch bis Ende 2023 weiter zu führen. Die drei Diözesen begründeten das Aus mit der wirtschaftlichen Lage und einem dramatischen Auflagenrückgang.

Bekenntnis zur eigenen Bistumszeitung

Fürst bekannte sich zum "Katholischen Sonntagsblatt", der Zeitung der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Er setze weiter auf Print. Zugleich sei in den vergangenen Jahren das Angebot in den elektronischen Medien stark ausgebaut worden, um neue und jüngere Zielgruppen zu erreichen, so der Bischof von Rottenburg-Stuttgart. "Als Herausgeber des 'Katholischen Sonntagsblatts' bin ich froh, dass wir trotz Rückgängen noch immer einen Stamm von etwa 40.000 Abonnenten haben und schwarze Zahlen schreiben."

Der Redaktionsleiter der drei auslaufenden Kirchenzeitungen, Johannes Becher, sagte auf Anfrage, Kirche dürfe nicht nur auf Öffentlichkeitsarbeit und PR setzen, sondern brauche auch journalistische Angebote. Wie diese künftig aussehen könnten, darauf gebe es keine einfachen Antworten. Positiv sei, dass "die Lichter nicht sofort ausgehen", sondern das Erscheinen der Kirchenzeitungen für weitere viereinhalb Jahre garantiert sei. Die Diözesen Fulda, Limburg und Mainz kündigten an, neue Wege und Formate in der religiösen Kommunikation zu entwickeln. Die Redakteure seien eingeladen, ihre Erfahrungen in den anstehenden Wandel einzubringen. Für alle 22 Mitarbeiter, davon 12 in der Redaktion, seien "sozialverträglich kirchennahe" Lösungen vorgesehen.

Gebhard Fürst im Gespräch mit einem Journalisten
Bild: ©KNA

Gebhard Fürst ist Bischof von Rottenburg-Stuttgart und Vorsitzender der publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz.

Die Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands (GKP) hat mit Bedauern auf die Einstellung der Kirchenzeitung in den drei Diözesen reagiert. "Die Kirche muss heute mehr denn je nach außen kommunizieren. Dazu braucht sie professionell aufgestellte und angemessen ausgestattete Medien", sagte der GKP-Vorsitzende Joachim Frank im Namen des Vorstands. Die Herausforderungen durch den Wandel des Mediennutzungsverhaltens und der Mitgliederstruktur in den Kirchen seien unbestreitbar groß. Allerdings seien die Preisgabe der Zeitungslandschaft und der Rückzug aus der Printwelt "weder eine Lösung noch eine Strategie", so Frank. In vielen Bistümern würden dazu derzeit neue Modelle entwickelt und Erfahrungen gesammelt. Gleichzeitig erwarte der Journalistenverband von den Bistümern die Einhaltung ihrer Zusagen an die Mitarbeiter in den Redaktionen.

Unterdessen erwartet der Kommunikationswissenschaftler Christian Klenk weitere Einstellungen bei der katholischen Presse. "Schon jetzt haben eine ganze Reihe von Titeln eine Auflage von nur um oder gar schon unter 10.000 Exemplaren - da kommt man schnell an die Frage der Wirtschaftlichkeit", sagte der Kommunikationschef der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der kontinuierliche Auflagenschwund seit Mitte der 1960er habe drei Ursachen: Erstens gehe die Katholikenzahl zurück und zweitens auch die Kirchenbindung. Drittens habe es in den vergangenen 20 Jahren einen tiefgreifenden Medienwandel gegeben." Junge Menschen informierten sich heute vor allem im Internet. Verschiedene Versuche, sie etwa über spezielle Kirchenzeitungsseiten zu begeistern, seien gescheitert.

Kostenlose Magazine als guter Zukunftsansatz

Ein guter Zukunftsansatz sei das Essener Bistumsmagazin "Bene", das vor einiger Zeit die dortige klassische Kirchenzeitung ersetzt habe, sagte Klenk. "Dadurch, dass das Heft mehrfach im Jahr kostenlos an alle katholischen Haushalte im Bistum geschickt wird, erreicht es auch das Gros der Menschen, die es erreichen soll." So könne sich die Kirche regelmäßig ins Gedächtnis der breiten Masse bringen. Außer Essen haben inzwischen auch andere Bistümer wie Bamberg und Regensburg ähnliche kostenlose Verteilpublikationen entwickelt.

Nach Klenks Einschätzung können Kirchenzeitungen auch über den Kreis der Gläubigen hinaus relevant sein. "Etwa in gesamtgesellschaftlichen Debatten zu sozialen und ethischen Fragen." Dafür bräuchten sie aber entsprechende Strukturen, die eine fundierte überregionale Berichterstattung mit eigenen Akzenten ermöglichten. Eine große Kirchenzeitung für ganz Deutschland könnte das wohl leisten. "Das Modell scheitert daran, dass die Bischöfe sich in dieser Frage leider nicht auf ein gemeinsames Modell verständigen können." Dabei könne der Leidensdruck kaum noch größer werden. (mal/KNA)