Verfahren wegen Kindesmissbrauchs in Australien

Kardinal Pell will Berufungsurteil akzeptieren

Veröffentlicht am 27.05.2019 um 12:40 Uhr – Lesedauer: 

Melbourne ‐ In wenigen Tagen steht das Missbrauchs-Urteil gegen den australischen Kardinal George Pell auf dem Prüfstand. Wenn es dabei bleibt, will Pell es akzeptieren. Es wäre das Ende eines aufsehenerregenden Verfahrens.

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Sollte das Urteil wegen Kindesmissbrauchs gegen den australischen Kardinal George Pell Bestand haben, will dieser keine juristischen Schritte mehr gehen. Wie die australische Nachrichtenagentur AAP am Montag berichtet, möchte Pell für den Fall, dass das Urteil bestätigt wird, das Strafmaß nicht mehr anfechten – das wäre laut australischem Recht möglich. Im März war Pell zu einer Strafe von sechs Jahren verurteilt worden, von denen er mindestens drei Jahre und acht Monate im Gefängnis verbringen muss.

Das Gericht befand ihn im Dezember vergangenen Jahres für schuldig, als Erzbischof von Melbourne in den 1990er Jahren einen 13-jährigen Chorknaben missbraucht und einen weiteren sexuell belästigt zu haben. Im März wurde das Strafmaß verkündet. Pell beteuerte seine Unschuld und ließ Berufung einlegen. Darin wird das Urteil unter anderem als "unangemessen" bezeichnet, da die Schuld Pells nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden könne. Das haben in der Debatte nach dem Urteil auch zahlreiche konservative australische Medien beklagt. Außerdem werden dem Vorsitzenden Richter Verfahrensfehler vorgeworfen. Über die Berufung wird am 5. und 6. Juni verhandelt.

Pell war früher Präfekt des Wirtschaftssekretariats der Römischen Kurie und damit der sogenannte Finanzminister des Vatikan. Damit ist er der bislang ranghöchste Würdenträger, der sich wegen sexuellem Missbrauchs verantworten muss. Das Verfahren gegen ihn hatte auch wegen einer vom Gericht verhängten Nachrichtensperre weltweit Aufsehen erregt. (cph)