Offener Brief an Bischof Overbeck

Essen: Mitarbeiter loben Bistumsleitung für Missbrauchsaufarbeitung

Veröffentlicht am 27.05.2019 um 17:20 Uhr – Lesedauer: 

Essen ‐ Sie seien "stolz" auf Generalvikar Pfeffer und Bischof Overbeck: Rund die Hälfte der Mitarbeiter des Essener Generalvikariats haben sich in einem offenen Brief hinter die Bistumsleitung gestellt. Die zeigte sich dankbar für die Rückendeckung.

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Die Essener Bistumsleitung hat von Mitarbeitern Lob für ihre Bemühungen um die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs bekommen. Wie die Diözese am Montag mitteilte, hatten sich in einem offenen Brief rund die Hälfte der Beschäftigten des Generalvikariats hinter die entsprechenden Pläne von Franz-Josef Overbeck und Generalvikar Klaus Pfeffer gestellt. "Wir sind – wenn Sie erlauben – sogar ein wenig stolz: Unser Bischof und unser Generalvikar reden nicht um den heißen Brei herum!" – zitiert das Bistum aus dem Brief.

Auf den Prüfstand

In der vergangenen Woche hatte Generalvikar Pfeffer zwei große Schritte zur Aufarbeitung des Missbrauchs angekündigt: Zunächst sollen — eigenständig auf diözesaner Ebene — fünf zentrale Problemfelder des kirchlichen Lebens verbessert werden. Dabei handelt es sich um die Prävention und Intervention bei sexualisierter Gewalt, die Stärkung der persönlichen Reife von Priesteramtskandidaten, eine Verbesserung des Berufs- und Alltagslebens der Priester, Transparenz in der Personalarbeit für die seelsorglichen Mitarbeiter und die historische Aufarbeitung des bisherigen Umgangs mit sexualisierter Gewalt im Bistum.

In einem zweiten Schritt sollen dann ebenfalls auf Bistumsebene die Faktoren auf den Prüfstand gestellt werden, die laut der MHG-Studie sexualisierte Gewalt begünstigen: die Sexualmoral, das Selbstverständnis des Weiheamtes, Machtfragen und Geschlechtergerechtigkeit. Seine Schlussfolgerungen will das Bistum dann auch in den "synodalen Weg" einbringen, den die deutschen Bischöfe jüngst gemeinsam beschlossen hatten.

In seiner Reaktion auf das Unterstützungsschreiben der Bistumsmitarbeiter sagte Generalvikar Pfeffer, Bischof Overbeck und er freuten sich über die "Rückendeckung" der Mitarbeiter. Mit manchen ihrer Positionen stoße die Bistumsleitung "innerhalb der Gesamtkirche" durchaus auf Kritik – da tue eine Bestätigung aus dem eigenen Hause gut. Der Missbrauchs-Skandal und die von ihm ausgelöste Kirchenkrise lasse niemandem im Generalvikariat kalt.  

Pfeffer: Mitarbeiter durch Skandal schwer belastet

Weiter sagte Pfeffer, er wisse, dass die jüngsten kirchlichen Skandale manche Mitarbeiter persönlich "schwer belasten, zumal sie im Privatleben oft angefragt werden, warum sie noch für eine Kirche arbeiten, in der es so viele Missstände gäbe." Deswegen könne er gut verstehen, wenn sich Mitarbeitende nun ungeduldig schnellere Reformen wünschten, die die Ursachen des sexuellen Missbrauchs in ihren Wurzeln bekämpfen.  (gho)

Linktipp: Bischof Overbeck: Kein synodaler Weg ohne Verbindlichkeit

Der "Synodale Weg" müsse ein Weg der ganzen Kirche in Deutschland sein, fordert der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck. Und am Ende müssten konkrete Ergebnisse stehen. Sonst drohe der Kirche völlige Belanglosigkeit.