Laschet: Kirche trotz Missbrauchsskandal nicht in "Systemkrise"
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat der katholischen Kirche einen positiven Umgang mit der Missbrauchskrise attestiert. "Ich finde, die Kirche kümmert sich intensiv um die Aufklärung der Missbrauchskrise", so Laschet im Interview mit der Freiburger "Herder Korrespondenz" (Juni). Sie reagiere heute schnell und professionell, wie aktuelle Fälle zeigten, "wo sie auch bei Wahrung der Unschuldsvermutung tätig wird". Das sei schon sehr konsequent.
Er wolle "die schrecklichen Fälle und abscheulichen Dinge" nicht alleine jenen anlasten, "die heute die Kirche führen", sagte der Ministerpräsident weiter. Vielmehr nehme die Kirche in der gesellschaftlichen Debatte angesichts von Missbrauch in anderen Bereichen eine gewisse "Stellvertreterfunktion" ein. Er wies darauf hin, dass sexueller Missbrauch nicht nur ein Problem der katholischen Kirche, sondern der gesamten Gesellschaft sei. Missbrauch gebe es auch in anderen Bereichen, etwa im Sport, im Ehrenamt und in Internate. "Aus den Jugendämtern wissen wir von dramatischen Fällen", so Laschet. Daher halte er es mit Blick auf die Kirche auch "für überzogen, jetzt aktuell von einer Systemkrise zu sprechen".
Papst Franziskus bescheinigte Laschet "auch nach innen schwierige Vorhaben" anzufassen. Er sei nicht zögerlich bei Veränderungen. Es gebe jedoch "extreme Gegenbewegungen schon bei kleinen Dingen, die er unternimmt". Der Papst habe außerdem "eine sehr positive Wirkung in der Welt". "Mein persönlicher Eindruck aus meiner Begegnung mit ihm ist, dass er sehr zugewandt ist, gut vorbereitet und auf Argumente sehr konkret eingeht." (bod/KNA)