Papst: Habe vom Fall McCarrick nichts gewusst
Papst Franziskus hat laut eigenen Angaben von den Vorwürfen im Fall McCarrick nichts gewusst. "Über McCarrick wusste ich nichts, offensichtlich, nichts, nichts", sagte er in einem Interview mit dem mexikanischen Fernsehsender "Televisa", dessen Transkript am Dienstag veröffentlich wurde. Darin äußert sich Franziskus erstmals persönlich zu dem Fall.
Sein Schweigen begründete der Papst einerseits damit, die Medien einen Teil der Aufklärung übernehmen lassen zu wollen. Dass er auch auf die Vorwürfe des ehemaligen US-Nuntius, Erzbischof Carlo Maria Viganò, nicht reagiert habe, erklärte der Papst so: "Die, die das römische Recht entwickelt haben, sagten, dass auch das Schweigen eine Art und Weise des Sprechens ist." Weiter sagte der Papst, er könne sich nicht erinnern, ob Viganò mit ihm über den Fall gesprochen habe. "Ob es wahr ist oder nicht. Keine Ahnung!" Jetzt seien die Vorgänge rund um McCarrick bekannt. Hätte er zuvor schon davon gewusst, "wäre ich nicht still geblieben, nicht wahr"?
Der ehemalige Vatikandiplomat Viganò wirft Franziskus unterdessen erneut vor, in der Affäre gelogen zu haben. "Was der Papst über seine Nichtwissenheit gesagt hat, ist eine Lüge", sagte er dem kanadischen Internetportal "LifeSiteNews" am Dienstag. Der Papst gebe vor, sich nicht daran zu erinnern, was Viganò ihm über McCarrick gesagt habe. "Und er gibt vor, dass es nicht er war, der mich zuerst über McCarrick befragt hat", so der Erzbischof.
Theodore McCarrick war bis 2006 Erzbischof von Washington. Wegen sexuellen Kontakten unter anderem zu Seminaristen war er im Juli 2018 zunächst aus dem Kardinalskollegium und im Februar dieses Jahres aus dem Klerikerstand entlassen worden. Viganò warf Franziskus bereits im August vergangenen Jahres vor, durch ihn schon 2013 von den Vorwürfen gewusst, aber nicht gehandelt zu haben. In diesem Zusammenhang hatte er ihn zum Rücktritt aufgefordert, was auf breite Kritik gestoßen war. Franziskus selbst hatte bisher keine Stellung zu den Vorwürfen genommen. Auch das hatte Viganò kritisiert.
Zuletzt waren zudem Dokumente bekannt geworden, laut denen McCarrick bereits im Oktober 2008 - noch unter Papst Benedit XVI. - vom Vatikan wegen moralischer Vorwürfe sanktioniert und zu einem zurückgezogenen Leben aufgefordert wurde. Diese Maßregelung habe er jedoch nicht befolgt. (cph)