Papst betet in Rumänien für Einheit der Christen
Papst Franziskus hat zum Auftakt seiner Rumänienreise zur Festigung der Demokratie und einer sozial gerechten Gesellschaft aufgerufen. Seit dem Ende der Diktatur vor 30 Jahren habe das Land große demokratische Fortschritte gemacht, sagte der Papst vor Vertretern aus Politik, Gesellschaft und Diplomatie am Freitag in Bukarest. Bei einem Treffen mit der Leitung der rumänisch-orthodoxen Kirche warb er für ein gemeinsames Engagement der Christen gegen Abschottung, aber auch gegen eine "gleichmacherische Globalisierung".
Empfang mit militärischen Ehren
Franziskus war am Vormittag am Amtssitz von Staatspräsident Klaus Johannis auf Schloss Cotroceni mit militärischen Ehren empfangen worden. Rumänien müsse weiter daran arbeiten, den "berechtigten Erwartungen der Bürger" zu entsprechen und strukturelle Voraussetzungen für deren Entwicklung zu schaffen, so der Papst. Nachdrücklich rief er zur Integration der Schwächsten auf. "Je mehr sich eine Gesellschaft das Los der am meisten Benachteiligten zu Herzen nimmt, desto mehr kann sie wirklich zivilisiert genannt werden", sagte Franziskus.
Johannis nannte den Papstbesuch eine "Ermutigung, einen Dienst für das Gemeinwohl zu leisten und zu einer gerechten Gesellschaft beizutragen". Im Blick auf die für Sonntag geplante Seligsprechung von sieben griechisch-katholischen Märtyrer-Bischöfen sprach Johannis von einer "Würdigung aller, die sich während der kommunistischen Zeit für die Freiheit und den Glauben geopfert haben".
Am Nachmittag wurde der Papst vom rumänisch-orthodoxen Patriarchen Daniel empfangen. In seiner Ansprache vor dem Ständigen Synod, dem Leitungsgremium der orthodoxen Teilkirche, äußerte er sich besorgt über ein "künstlich geschürtes" Gefühl der Angst, das zunehmend die Gesellschaft vergifte und zu Abschottung und Hass führe. Die Kirchen müssten "einander helfen, nicht den Verführungen einer Kultur des Hasses und des Individualismus nachzugeben", so der Papst. Diese Kultur sei nicht weniger materialistisch als der überwundene Kommunismus. Die damaligen Blutzeugen aller christlichen Konfessionen mahnten die heutigen Christen zur Brüderlichkeit.
Viele hätten nach der Wende von technologischer Entwicklung und wirtschaftlichem Wohlstand profitiert, aber die meisten blieben "gnadenlos ausgeschlossen". Zugleich raube eine "gleichmacherische Globalisierung" den Völkern ihre Werte und schwäche die Ethik und die Gemeinschaft.
Auch Daniel erinnerte an die gemeinsame Erfahrung der kommunistischen Verfolgung. Heute seien die Kirchen aufgerufen, in einem säkularisierten Europa christliche Werte zu wahren. Besonders nannte der Patriarch die Verteidigung der "traditionellen christlichen Familie aus einem Mann, einer Frau und Kindern". In der noch im Bau befindlichen neuen Patriarchalkirche betete Franziskus zusammen mit den Vertretern der rumänisch-orthodoxen Kirche und rief zur Einheit der Christen auf.
Obwohl die katholische Bevölkerung in der Hauptstadt nur eine Minderheit von 1,2 Prozent bildet, blieben die Schulen geschlossen. Tausende säumten die Fahrtstrecke des Papstes vom Flughafen zum Präsidentensitz im Osten der Hauptstadt. Der Papstbesuch in Rumänien dauert noch bis Sonntag. Die bislang einzige Visite eines katholischen Kirchenoberhaupts war die von Johannes Paul II. 1999. (gho/KNA)