Vatikan: Suizid von Mädchen ist "Niederlage für gesamte Gesellschaft"
Der Vatikan hat den Suizid einer jungen Niederländerin, die Opfer von Kindesmissbrauch war, bedauert. Die 17-jährige Noa Pothoven hatte aufgehört, zu essen und zu trinken und sich damit selbst getötet. Der Sprecher der Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Vincenzo Paglia, sagte laut dem US-Portal "Crux" am Mittwoch, der Tod Pothovens sei "eine große Niederlage für die gesamte Gesellschaft und besonders für die europäische Gesellschaft". Laut der Weltgesundheitsorganisation ist Suizid die häufigste Todesursache junger Europäer. Deshalb stellt sich laut Paglia eine grundlegende Frage: "Errichten wir ein Europa, das junge Menschen nicht auf dem Schirm hat?" Das sei nicht nur eine rechtliche Frage, es gehe auch darum, "sich die Fundamente einer Gesellschaft bewusst zu machen, die daran arbeiten muss, das Leben zu unterstützen und nicht die Drecksarbeit des Todes zu erlauben oder zu fördern", so Paglia.
Auch Papst Franziskus äußerte sich zu dem Thema. Auf Twitter schrieb er am Mittwoch, Sterbehilfe sei eine Niederlage für alle. Jeder sei aufgerufen, Leidende nie aufzugeben, "für die zu sorgen und ihnen die Hoffnung zurückzugeben."
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Pothoven war als Kind bei Schulfeiern wiederholt missbraucht und als Jugendliche von zwei Männern vergewaltigt worden. Seitdem litt sie unter einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), Depressionen und Magersucht. Über ihre Geschichte schrieb sie das mehrfach ausgezeichnete Buch "Gewinnen oder lernen" (niederländisch: "Winnen of leren"). Nachdem ihr mehrere Einrichtungen und Therapien nicht helfen konnten, wandte sie sich nach Selbstmordversuchen vergangenes Jahr an eine Sterbehilfe-Organisation. Diese lehnte das Gesuch jedoch ab, da Pothoven zu jung sei.
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Letztendlich verweigerte die 17-Jährige jegliche Nahrung und machte dies auch in Sozialen Netzwerken öffentlich. Ärztlich wurde nicht eingegriffen, sodass Pothoven am vergangenen Sonntag starb. Freunde der jungen Frau veröffentlichten eine Erklärung, in der sie laut Informationen des "Guardian" klarstellten, dass Pothoven für ihren Tod keine Sterbehilfe in Anspruch genommen habe.
In den Niederlanden ist aktive Sterbehilfe seit 2002 legal. Das gilt auch für Minderjährige, die allerdings die Zustimmung der Eltern brauchen. Außerdem müssen zwei unabhängige Ärzte bestätigen, dass das Leiden des betreffenden Patienten unerträglich ist und es keine Hoffnung auf Besserung gibt. (cph)