Spekulationen um konkrete Aufgabe des Delegaten

Papst schickt Bischof für Untersuchung nach Lourdes – Gründe unklar

Veröffentlicht am 07.06.2019 um 09:40 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Es erinnert an Medjugorje: Papst Franziskus hat einen bischöflichen Delegaten für den Marienwallfahrtsort Lourdes ernannt. Über die genauen Gründe für die geplante Untersuchung kann nur spekuliert werden.

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Ein französischer Bischof soll auf Wunsch von Papst Franziskus die Pilgerseelsorge im Marienwallfahrtsort Lourdes untersuchen. Das Kirchenoberhaupt ernannte den Weihbischof von Lille, Antoine Henry Pierre Marie Herouard (62), zum Delegaten für das französische Lourdes, wie die vatikanische Internetseite "Vatican News" (Donnerstag) berichtet.

Kurienerzbischof Rino Fisichella, Präsident des Päpstlichen Rats für Neuevangelisierung verlas demnach am Donnerstag in Lourdes einen Brief des Papstes, der Herouard zum Delegaten "ad nutum Sanctae Sedis", also zur Verfügung des Heiligen Stuhls, für Lourdes erklärt. Bei der Begegnung mit Seelsorgern und Verantwortlichen des Wallfahrtsorts gab Fisichella weiter bekannt, dass er selbst in jüngster Zeit bereits als Papstgesandter in Lourdes war. Fisichellas Rat ist auch für Wallfahrtsorte zuständig.

Franziskus wolle mit Hilfe der Ergebnisse Fisichellas und des neuen Delegaten "verstehen, welche weiteren Schritte außer den bisher gegangenen Lourdes noch gehen sollte", hieß es in dem Schreiben des Kirchenoberhaupts. Herouards Mandat sei zeitlich begrenzt und erstrecke sich nur auf den Heiligen Bezirk rund um die Grotte, in der Maria 1858 mehrfach dem Mädchen Bernadette Soubirous erschien, hieß es.

Devotionaliengeschäft als Problem?

Laut "Vatican News" könnte es bei der Visite darum gehen, dass die Seelsorge in dem Marienwallfahrtsort angesichts zahlreicher Andenkenläden nicht in den Hintergrund gerät.

Beim bosnischen Marienwallfahrtsort Medjugorje war Franziskus 2017 ähnlich vorgegangen. Damals ernannte er den polnischen Erzbischof Henryk Hoser als Delegaten zur Untersuchung der dortigen Lage. Im Mai entschied das Kirchenoberhaupt, künftig auch offizielle katholische Pilgerfahrten nach Medjugorje zuzulassen; zugleich sei zu vermeiden, dass dies als Anerkennung der angeblichen Wundererscheinungen ausgelegt werde.

In Lourdes ist die Lage diesbezüglich etwas anders. In dem südfranzösischen Städtchen soll 1858 dem damals 14-jährigen Hirtenmädchen Bernadette Soubirous (1844-1879) insgesamt 18 Mal Maria erschienen sein. 1862 wurden die Erscheinungen vom Ortsbischof, 1891 von Papst Leo XIII. (1878-1903) gesamtkirchlich anerkannt. Lourdes ist heute der drittgrößte Marienwallfahrtsort der Welt und zugleich der größte Europas. Etwa sechs Millionen Pilger kommen jährlich in das kleine Pyrenäenstädtchen. Seit 1958 findet jährlich die Internationale Soldatenwallfahrt nach Lourdes statt. (tmg/KNA)

Nachtrag, 7.6., 14:20 Uhr:

Der vom Papst ernannte Delegierte für den südfranzösischen Wallfahrtsort Lourdes hat Spekulationen um seinen Auftrag gedämpft. Im Gespräch mit dem vatikanischen Portal Vatican News (Freitag) sagte Weihbischof Antoine Herouard von Lille, der "Schwerpunkt muss einfach die geistliche und pastorale Dimension des Pilgerortes bleiben". Die außergewöhnliche Ernennung eines Sondergesandten für einen der größten europäischen Wallfahrtsorte habe zu Spekulationen geführt, der Papst wolle etwa Geschäftemacherei dort beenden, so Vatican News.

Demgegenüber sagte Herouard, sein Auftrag sei auf einige Monate begrenzt und werde nicht seine ganze Arbeitszeit in Anspruch nehmen. Vielmehr wolle er in Lourdes "mit den verschiedenen Akteuren sprechen", um "die Strukturen, die Funktionsweise und den Geist zu schaffen", den Wallfahrtsort für die Zukunft zu rüsten. Es liege dann "an den Verantwortlichen vor Ort - am Rektor, den Geistlichen, dem Bischof - das zu tun, was unternommen werden soll", so der Delegierte. (KNA)