Heße: Müssen unseren schmerzhaften Sanierungskurs fortsetzen
Das Erzbistum Hamburg steht vor weiteren Sparmaßnahmen. "Wir müssen unseren schmerzhaften Sanierungskurs fortsetzen", sagte Erzbischof Stefan Heße am Dienstag vor Journalisten in Hamburg. Der prognostizierte Rückgang der Kirchenmitgliederzahl um rund 40 Prozent bis 2060 bedeute auch einen Rückgang der Kirchensteuermittel als wesentliche Einnahmequelle des Erzbistums. Künftig würden auch andere Finanzquellen benötigt.
Heße kündigte an, dass eine von ihm berufene Gruppe aus elf Experten in den nächsten Wochen mit ihm darüber beraten werde, welche Aufgabenfelder das Erzbistum künftig wie gestalten wolle. "Wenn wir unsere Aufgaben gewichtet haben, können wir auch unsere Ausgaben gewichten", so der Erzbischof. Bereits 2017 hatte eine Wirtschaftsprüfung ergeben, dass das zu dem Zeitpunkt mit rund 80 Millionen Euro verschuldete Erzbistum bis 2021 eine Überschuldung von etwa 350 Millionen Euro riskiere, wenn nichts dagegen unternommen werde.
Immobilienbestand soll reduziert werden
Derzeit stünden alle Bereiche des Erzbistums auf dem Prüfstand, sagte Heße. Eine große Herausforderung stellten die Immobilien dar. Der Bestand sei zu reduzieren. Heute gebe es etwas mehr als 800 Immobilien im ganzen Erzbistum. Sie lägen zum größten Teil im Bereich der Pfarreien. Bei 198 davon handele es sich um Kirchengebäude.
Laut Heße sollen in Hamburg bei der Schwerpunktsetzung andere Kriterien angelegt werden als in den ländlichen Räumen Schleswig-Holsteins und Mecklenburgs. Zudem hoffe er auf eine stärkere Zusammenarbeit mit den Protestanten. "Da können wir uns ergänzen und überlegen, inwieweit wir in ökumenischer Partnerschaft Gebäude und Lasten teilen und Möglichkeiten eröffnen", so der Erzbischof.
Erneut selbstkritisch zeigte sich Heße angesichts der Debatten um die geplante Schließung von derzeit 6 der 21 katholischen Schulen der Hansestadt. Die Beteiligung der Betroffenen sei "nicht sehr gut bewältigt" worden. Im Fall zweier weiterer Schulen liefen derzeit Kooperationsgespräche mit anderen Trägern. Zumindest für eine der beiden Schulen seien sie "vielversprechend". Das Erzbistum hatte Anfang 2018 angekündigt, wegen seiner prekären Finanzlage bis zu 8 seiner 21 Schulen in Hamburg zu schließen und damit für viele Proteste gesorgt.
Laut einer von den beiden großen Kirchen in Deutschland geförderten Studie wird die Zahl der Kirchenmitglieder in der Bundesrepublik bis 2060 um 49 Prozent zurückgehen. Die katholische Kirche verliere dabei geringfügig weniger Mitglieder als die evangelische, heißt es in der Anfang Mai veröffentlichten Studie des Forschungszentrums Generationenverträge an der Albert-Ludwig-Universität Freiburg. Neben dem demografischen Wandel sind für den Rückgang vor allem weniger Taufen sowie anhaltende Kirchenaustritte verantwortlich. In knapp 40 Jahren leben dann nur noch 22,7 statt 44,8 Millionen Christen in Deutschland. Mit dem Rückgang der Mitgliederzahl werden sich laut Studie auch die finanziellen Möglichkeiten der Kirchen halbieren. Zwar nehmen die Forscher an, dass das Kirchensteueraufkommen nominal bis 2060 konstant bleibt und – wie 2017 – bei etwa 12 Milliarden Euro jährlich liegen wird. Bei entsprechender Ausgabenentwicklung würde das allerdings einen Kaufkraftverlust von 51 Prozent bedeuten. (tmg/KNA)