Es gehe "um die Frage der Modernisierung der Kirche"

Zulehner: Angst vor Spaltung kein Argument gegen Zölibats-Diskussion

Veröffentlicht am 13.06.2019 um 09:40 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Wenn es um Forderungen wie die Abschaffung des Pflichtzölibats geht, wird die Diskussion oft mit der Angst vor einer Kirchenspaltung unterbunden. Das sei aber kein Argument, findet der Wiener Religionssoziologe Paul Michael Zulehner. Konflikte zu vermeiden, sei eher schädlich.

  • Teilen:

Der Wiener Theologe Paul Michael Zulehner sieht mögliche Abspaltungen innerhalb der Kirche nicht als Argument etwa gegen Ausnahmen beim Zölibat. "Diese Drohung ist ja noch kein Argument gegen die Richtigkeit", sagte er am Mittwoch im Interview des Kölner domradio.de. Abspaltungen werde es nur geben, "wenn die Kirche vorangeht", fügte der Pastoraltheologe hinzu. "Wenn es zu keiner Abspaltung kommt, dann hat man sich schon längst im Vorfeld für die Stagnation entschieden. Und das wäre natürlich für die Kirche - vor allem in unseren Breiten - eine fürchterliche Angelegenheit, wenn wir nicht vorankommen."

Wenn Konflikte gemieden würden, verstärke das nur vorhandene Probleme, betonte Zulehner. "Wenn wir so weitermachen wie bisher, dann werden wir als katholische Kirche in Europa und Nordamerika zu einer völlig bedeutungslosen Sekte schrumpfen."

Bei Vorstoß Widerstand

Wenn der Papst etwa bei der Amazonas-Synode erklären sollte, dass Gemeindeleiter künftig ordiniert werden können, rechne er mit weiterem Widerstand gegen Franziskus, so Zulehner. "Weil der Papst so zügig vorangeht, wird auch die Widerstand kantiger und wahrscheinlich auch personalisierter." Im Kern gehe es "um die Frage der Modernisierung der Kirche".

Die für Oktober 2019 geplante Bischofssynode trägt den Titel "Amazonien - neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie". Erste Überlegungen für ein solches Projekt hatte Papst Franziskus bereits im Mai 2017 geäußert. Im Mittelpunkt des Treffens sollen die Themen Seelsorge und Umweltschutz stehen. (cph/KNA)