Franziskus veröffentlicht Botschaft zum "Welttag der Armen"

"Menschliche Mülldeponie": Papst kritisiert Umgang mit Armen

Veröffentlicht am 14.06.2019 um 13:00 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Migranten und Flüchtlinge, Obdachlose, Jugendarbeitslosigkeit und Prostitution: Papst Franziskus spricht von einer "neuen Sklaverei". In seiner Botschaft zum "Welttag der Armen" übt der Pontifex scharfe Kritik an gesellschaftlichen Entwicklungen und einer "kurzsichtigen Wirtschaftspolitik".

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Papst Franziskus hat Formen "neuer Sklaverei", etwa mit Blick auf Migranten und Flüchtlinge, Obdachlose, Jugendarbeitslosigkeit und Prostitution verurteilt. Selbst die Wirtschaftskrise habe viele nicht daran gehindert, sich auf Kosten anderer zu bereichern, schreibt er in einer am Donnerstag veröffentlichten Botschaft zum "Welttag der Armen". Dies erscheine besonders anomal, "je mehr wir auf den Straßen unserer Städte der großen Zahl armer Menschen gewahr werden, denen es am Lebensnotwendigen mangelt und die immer wieder schikaniert und ausgebeutet werden".

Der "Welttag der Armen" fällt dieses Jahr auf den 17. November; er findet immer am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres statt. Dieses Jahr lautet das biblische Motto "Der Elenden Hoffnung ist nicht für immer verloren". Papst Franziskus führte den weltkirchlichen Gedenktag 2016 ein.

Christen in der Pflicht

Das Kirchenoberhaupt redet den Verantwortlichen ins Gewissen und fordert einen Mentalitätswandel. Besonders Christen nimmt er in die Pflicht, Menschen am Rand der Gesellschaft zu helfen, ihnen wieder Hoffnung zu geben und eine andere Gesellschaft voranzutreiben.

Franziskus beklagt eine "kurzsichtige Wirtschaftspolitik" ebenso wie den Umgang mit Armen und Ausgegrenzten. Diese seien "Teil einer menschlichen Mülldeponie geworden", die oft als "Parasiten der Gesellschaft" gesehen würden. Zudem würden Bedürftige oft "mit Phrasen abgespeist und nur widerwillig unterstützt", so der Papst.

Mit Blick auf Migranten kritisiert er eine Instrumentalisierung für politische Zwecke und die Verweigerung von "Solidarität und Gleichbehandlung". "Man kann viele Mauern bauen und die Eingänge verbarrikadieren, um sich auf trügerische Weise im eigenen Reichtum sicher zu fühlen, zum Nachteil derer, die man außen vorlässt. Das wird nicht für immer so sein", so der Papst. Jeder müsse sich am Ende vor dem göttlichen Gericht für sein Handeln verantworten.

Bestärkung für Christen-Engagement

Bei der Pressekonferenz zur Papstbotschaft sagte Kurienerzbischof Rino Fisichella, die Kirche müsse die Schreie armer und ausgegrenzter Menschen hören und sich für einen Mentalitätswandel einsetzen, in einer Welt, in der "dramatische Formen der Ungerechtigkeit" herrschten. In diesem Zusammenhang bestärkte er Christen in ihrem Engagement für diese Gruppen. Die Hilfe für Arme und Menschen am Rand der Gesellschaft sei elementar, um den christlichen Glauben im Alltag zu leben und weiterzuverbreiten.

"Die Kirche kann nicht vor diesem Drama die Augen verschließen und genausowenig schweigen", so Fisichella. Explizit würdigte er den täglichen stillen Einsatz Millionen Freiwilliger für Arme. Wenn diese auch nur an einem Tag ins Zentrum rückten, sei dies "ein authentisches Werk echter Evangelisierung". Er betonte zudem, dass die Begegnung mit armen und ausgegrenzten Menschen auch der Kirche und den Christen helfe, sich auf den Kern der Botschaft Jesu zu besinnen. "Der Papst sagt uns, dass wir diejenigen sind, die von den Armen eine Botschaft bekommen." (cph/KNA)