Ordnung in der Schaltzentrale
Der Ruf nach einer Kurienreform gehörte im Vorfeld des Konklaves zu den häufigsten Forderungen. Vor den Generalkongregationen und auch in der Synodenaula äußerten die Kardinäle deutlich ihren Unmut über Zustand und Funktionieren des Kurienapparats. Sie plädierten für bessere Informations- und Kommunikationsmechanismen, für mehr Transparenz und auch für häufigere Kabinettssitzungen an der Kirchenspitze.
In jedem Fall ist eine Kurienreform ein Mammutunterfangen. Und Benedikt XVI. hatte schon zu Pontifikatsbeginn klargestellt, dass er zwar kleine Modifizierung im Apparat vornehmen wollte. Dass ihm aber für einen neuen und großen Wurf die Zeit und die Kräfte fehlten.
Zuletzt hatte Papst Paul VI. (1963-78) nach dem Konzil den vatikanischen Verwaltungsapparat neu aufgestellt. Für die neuen Aufgaben der Kirche schuf er neue Behörden, Sekretariate, Räte,
Kommissionen: Für Ökumene, für den Dialog mit Nichtchristen und Nichtglaubende, für Familie und Laien. Johannes Paul II. (1978-2005) schloss die Reform seines Vorgängers ab.
Gleichberechtigt und eigenständig
Seine Kurienreform "Pastor bonus" vom 28.6.1988 - fast zeitgleich mit dem Schisma der Traditionalisten (30.6.88) - vereinheitlichte das Kurien-Organigramm. Seither gibt es als zentrale Behörde das Staatssekretariat, dann neun Kongregationen (für zentrale innerkirchliche Belange), drei Gerichtshöfe und 13 Räte (für den Dienst der Kirche in der Welt).
Alle Behörden sind im Prinzip gleichberechtigt und eigenständig. An der Spitze steht jeweils ein Kardinal oder Erzbischof, dem ein Sekretär (im Erzbischofs- oder Bischofsrang) und mitunter auch ein Untersekretär im Rang eines Monsignore zuarbeiten. Die Arbeitsstäbe zählen, außer dem Staatssekretariat, selten mehr als 30 Personen - vom Referenten und der Schreibkraft bis zum Pförtner.
Die inhaltlichen Sacharbeiten leisten vor allem die Mitglieder der Behörden, meist rund 30 Kardinäle und Bischöfe der Weltkirche, die zu jährlichen Vollversammlungen zusammentreten und zwischenzeitlich Aufgaben übernehmen. Berater in den Kongregationen sowie Mitglieder in den Räten können auch Laien werden.
Straffung und Verschlankung
Der derzeitige Kurienapparat könnte und sollte nach Ansicht von Beobachtern und Experten gestrafft und verschlankt werden. Manche Räte könnten zusammengelegt werden, etwa der für "Gerechtigkeit und Frieden" mit "Cor unum". Dem Laienrat könnten die Behörden für Familie und Krankenpastoral zugeordnet werden. Als noch wichtiger gilt freilich eine engere Koordination und eine bessere gegenseitige Informationen zwischen den Behörden.
Daran hapert es bislang häufig. Kabinettssitzungen des Papstes mit seinen Behördenchefs hatte es nach dem Amtsantritt von Benedikt XVI. zunächst öfter gegeben, dann wurden sie jedoch seltener. Klar scheint, dass die bisherige Verzahnung, wonach jeder Kurienchef zugleich Mitglied in einer Handvoll anderen Ministerien ist und deren Betrieb gut kennt, nicht ausreicht.
Neben neuen Strukturen und verbesserten Kommunikationsformen wird es aber auch auf geeignetes Personal ankommen. Das gilt für die Spitze wie auch für die römischen Arbeitsstäbe. Dazu ist es notwendig, dass die Diözesen rund um den Erdball qualifizierte Mitarbeiter für einige Jahre zum Dienst beim Heiligen Stuhl abstellen.
Von Johannes Schidelko (KNA)