Weitere Annäherung von Bischöfen und Donum Vitae
Trotz weiter bestehender Differenzen wollen sich die katholischen Bischöfe und der von katholischen Laien getragene Schwangerenberatungsverein Donum Vitae stärker austauschen. Das gelte vor allem für Absprachen mit den katholischen Beratungsstellen von Caritas und SkF (Sozialdienst katholischer Frauen) beim Einsatz für den Schutz ungeborener Kinder, sagte die Bundesvorsitzende von Donum Vitae, Rita Waschbüsch, am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Osnabrück. Zuvor hatten sich dort Vertreter des Vereins und der Bischofskonferenz getroffen.
Waschbüsch: Werden oft um Rat gefragt - wegen Nähe zur Kirche
Bei dem Informationsgespräch sei es insbesondere um Erfahrungen und Herausforderungen der bundesweit über 200 Beratungsstellen von Donum Vitae gegangen, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode.
Waschbüsch berichtete weiter, ihr Verein werde in der bundespolitischen Meinungsbildung zu Themen wie Bluttests während der Schwangerschaft oder dem Werbeverbot für Abtreibungen oft um Rat gefragt mit dem Verweis auf seine personelle und sachliche Nähe zur katholischen Kirche. Auch deshalb sei es wichtig, den Austausch zu verstärken.
Bode ergänzte, man habe auch über die große Übereinstimmung in der Sensibilität gegenüber werdenden Müttern und in der Ausrichtung am Schutz ungeborener Kinder gesprochen. Diese solle ungeachtet bleibender Verschiedenheiten "stärker als bisher in Gesten der wechselseitigen Wertschätzung ihren Ausdruck finden".
Donum Vitae (Geschenk des Lebens) wurde 1999 von prominenten Katholiken gegründet, nachdem die Kirche in Deutschland aus dem staatlichen System der Konfliktberatung ausgestiegen war. Die Mitarbeiterinnen geben nach Schwangerschaftsberatungen auf Wunsch weiterhin einen Beratungsschein aus, der den Zugang zu einer straflosen Abtreibung eröffnet. Zur Begründung heißt es, nur diese Möglichkeit biete die Chance, auch solche Frauen zu erreichen, die mit Blick auf die Fortsetzung der Schwangerschaft noch unentschlossen sind. Der damalige Papst Johannes Paul II. lehnte diesen Weg ab. Kirchliche Beratungsstellen stellen jedoch keine entsprechenden Scheine mehr aus.
Auslöser für den Ausstieg aus dem staatlichen System war unter anderem die gesetzliche Neuregelung der Abtreibung durch den Bundestag Anfang der 1990er Jahre. Seitdem gilt sogenannte "Fristenlösung mit Beratungspflicht". Danach kann eine Frau in den ersten 12 Wochen ihrer Schwangerschaft ohne strafrechtliche Konsequenzen abtreiben, wenn sie sich vorher hat beraten lassen - und einen entsprechenden Nachweis vorlegen kann. Für die Deutsche Bischofskonferenz wurde das Thema bis zum Machwort des Papstes zur Zerreißprobe - auf der einen Seite der Kölner Erzbischof Kardinal Meisner, der strikt für den Ausstieg argumentierte, auf der anderen Seite der Limburger Bischof Kamphaus, der sich vehement für den Verbleib im staatlichen System aussprach, um nicht "Lebensschancen für Kinder zu vergeben", wie er es formultierte.
Ein Brief von Kardinal Marx
Nach einem jahrelang sehr schwierigen Verhältnis hatte im November 2017 der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, in einem Brief ausdrücklich betont, dass sich auch Donum Vitae für den Lebensschutz einsetze und Erfolge in der Konfliktberatung erziele. Zugleich hatte er daran erinnert, dass die bisherigen kirchlichen Vorschriften in dieser Frage weiter gültig seien. Strittig ist zum Beispiel, ob kirchliche Angestellte bei Donum Vitae mitarbeiten dürfen und ob Beraterinnen von Donum Vitae auch zu kirchlichen Beratungsstellen wechseln können, ohne sich von ihrer bisherigen Tätigkeit distanzieren zu müssen, wie es etwa das Erzbistum Köln verlangt. (gho/KNA)