Die entscheidende Frage: Wer ist Jesus?
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Impuls von Schwester Ursula Hertewich
Hat Jesus eine solche Frage nötig? "Für wen halten die Leute den Menschensohn?" - so fragt er seine Jünger, und – nachdem sie ihm verschiedene Antworten gegeben haben – bohrt er sogar noch einmal weiter: "Und IHR? Für wen haltet ihr mich?" Warum um Himmels Willen war es ihm so wichtig zu erfahren, was die Leute und die Jünger von ihm halten? Ihm, der zu Lebzeiten nie ein Blatt vor den Mund nahm, wenn es darum ging, unbequeme Wahrheiten auszusprechen, der es sich nach seinem ersten öffentlichen Auftreten in Rekordzeit mit den Pharisäern und Schriftgelehrten verscherzte und seinen anfangs noch guten Ruf und seine Glaubwürdigkeit auch dadurch aufs Spiel setzte, indem er sich demonstrativ mit Zöllnern und Sündern an einen Tisch setzte!
"Für wen haltet ihr mich?" – Für mich persönlich wurde diese Frage Jesu bezeichnenderweise erst dann wirklich existentiell, als sich mir die Frage nach meiner Lebensentscheidung stellte. Ausgerechnet in dieser Zeit des heftigen Ringens wurde mir auch deutlich, dass es eigentlich gar nicht Jesus ist, der meine Antwort "braucht" als eine Art Selbstbestätigung, sondern ich selbst, die Gefragte. Für wen halte ich Jesus? Für einen wortgewandten Prediger, einen großen Propheten, einen idealistischen Weltverbesserer, einen Menschenfreund, einen genialen Wunderheiler? Für einen Philosophen, einen Charismatiker, einen geistlichen Meister, einen unangepassten Querdenker? Ja, sicherlich steckt das alles in seiner Person, und doch greift alles gleichzeitig zu kurz, weil es die andere, die göttliche und damit die wesentliche Dimension seines Lebens außer Acht lässt.
Für wen halte ich Jesus? Mir wird im Laufe der Zeit immer deutlicher bewusst: Die Antwort meines Herzens, die ich auf diese Frage geben kann, bestimmt zugleich das Maß, mit dem ich mich auf Ihn einlassen kann. Es geht hierbei nicht um ein richtig oder falsch, sondern darum, meine ur-eigene Antwort zu finden, die schließlich nichts Geringeres ist als das Fundament meiner Beziehung zu Christus. Die heilige Edith Stein bringt es wunderbar auf den Punkt, indem sie sagt: "Nur Gott kann eines Menschen Hingabe ganz empfangen und so empfangen, dass der Mensch seine Seele nicht verliert, sondern gewinnt. Und nur Gott kann sich einem Menschen so schenken, dass er dessen ganzes Wesen ausfüllt."
Auch wenn mein Verstand das Geheimnis der Menschwerdung Gottes in Christus niemals fassen kann, und sich zuweilen auch Zweifel breit machen, so sehne ich mich doch danach, wie Petrus in unerschütterlichem Vertrauen antworten zu können: DU bist der Christus, DU bist der Messias Gottes.
Evangelium nach Lukas (Lk 9,18-24)
In jener Zeit betete Jesus für sich allein und die Jünger waren bei ihm. Da fragte er sie: Für wen halten mich die Leute? Sie antworteten: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija; wieder andere sagen: Einer der alten Propheten ist auferstanden.
Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Petrus antwortete: Für den Christus Gottes. Doch er befahl ihnen und wies sie an, es niemandem zu sagen. Und er sagte: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohepriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er muss getötet und am dritten Tage auferweckt werden.
Zu allen sagte er: Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.