Gegnerinnen warben für Legalisierung von Abtreibung

Nach Eklat: Vatikanisches Frauenfußball-Team tritt nicht an

Veröffentlicht am 23.06.2019 um 09:30 Uhr – Lesedauer: 

Wien  ‐ Es sollte das erste internationale Spiel des neuen vatikanischen Frauenfußball-Teams werden. Der Gegner: FC Mariahilf aus Österreichs dritter Liga. Doch noch vor dem Anpfiff kommt es zum Eklat. Zunächst hatte der Nuntius den Platz verlassen.

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Ein für diesen Samstag geplantes Fußballspiel der neu gegründeten vatikanischen Frauenfußballmannschaft und des FC Mariahilf in Wien ist nach einem Eklat abgesagt worden. Das berichtet das Portal religion.orf.at. Botschaften von Abtreibungsbefürworterinnen unter den österreichischen Fußballspielerinnen während der vatikanischen Hymne hätten zu der Absage geführt. Anwesend am Sportplatz in Wien-Simmering war auch der Vertreter des Papstes in Österreich, Nuntius Pedro Lopez Quintana, der für den Rückzug des Vatikan-Teams gesorgt habe.

Nach einem gemeinsamen Gottesdienst und einer Segnung des Sportplatzes sollte das freundschaftliche Match am Nachmittag stattfinden. Anlass des Spiels war die 20-Jahr-Feier des FC Mariahilf. Das Team spielt derzeit in der Wiener Landesliga, der dritthöchsten Spielklasse im Frauenfußball Österreichs. Während der vatikanischen Hymne hätten jedoch einige österreichische Sportlerinnen ihre Trikots hochgezogen "und auf ihre Bäuche gemalte Eierstöcke sowie Botschaften für die Legalisierung der Abtreibung zur Schau gestellt", hieß es.

Nuntius verlässt Platz - Vatikan-Team tritt nicht an

Ein Funktionär des vatikanischen Teams habe daraufhin den Nuntius aufgesucht, der danach den Platz verlassen habe. Zwar sei es noch zum freundschaftlichen Händeschütteln der Teams gekommen, ein Anpfiff sei jedoch nicht erfolgt. Stattdessen hätten die Trainer die Spielerinnen zu den Betreuerbänken gerufen. Das Publikum sei über die Platzlautsprecher darüber informiert worden, dass das vatikanische Team nicht antreten werde.

Eine der an der Aktion beteiligten Spielerinnen sagte dem ORF, die Gruppe sei sich der Folgen ihrer Aktion nicht bewusst gewesen und hätte das Fußballmatch gerne gespielt. An die Journalisten wurden die Aktion erläuternde Flugblätter verteilt: Mit der ablehnenden Position der Kirche zur Abtreibung und zur gleichgeschlechtlichen Ehe könnten sich die Aktivistinnen nicht identifizieren, hieß es.

Erstmals hatte der Frauenfußball im Sommer 2018 im Vatikan Einzug erhalten. Damals traten im Rahmen eines Familienfestes zwei Teams weiblicher Vatikan-Bediensteter gegeneinander an. Im Mai dieses Jahres gründete sich schließlich das neue Frauen-Fußballteam, unmittelbar gefolgt von der Einladung zum ersten internationalen Spiel nach Österreich. Man habe zu Beginn nicht damit gerechnet, dass die vatikanischen Kickerinnen die Einladung wirklich annehmen würden, sagte Vereinsgründer Ernst Lackner damals. Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn habe dem Vatikan aber nach Rückfrage versichert, dass der FC Mariahilf eine seriöse Mannschaft sei. (bod/KNA)