Bischöfe müssten verstärkt auf rechte Tendenzen achten

Publizistin: "Forum Deutscher Katholiken" nutzt Sprache der AfD

Veröffentlicht am 27.06.2019 um 11:07 Uhr – Lesedauer: 
Bild: © KNA

Augsburg/Berlin ‐ Das "Forum Deutscher Katholiken" nutze rechte Kampfbegriffe, wie man sie aus dem Umfeld der AfD kenne, sagt Publizistin Liane Bednarz. In dem Zusammenhang hat sie auch einen Rat für die deutschen Bischöfe.

  • Teilen:

Die Publizistin Liane Bednarz kritisiert das "Forum Deutscher Katholiken". Dieses verwende eine "Sprache, die man auch im Umfeld der AfD findet", sagte Bednarz der "Augsburger Allgemeinen" (Donnerstag). Bednarz äußerte sich zu einer vom Forum jüngst beim Kongress "Freude am Glauben" in Ingolstadt beschlossenen Resolution. Wenn man diese lese, "hat man das Gefühl: Da hat sich jemand zielsicher viele rechte Kampfbegriffe herausgepickt und reiht sie aneinander", so Bednarz. "Besonders schrill" sei die Aussage, Pressevertreter kommentierten so, als ob sie zum "bezahlten Hofstaat der Regierung" gehörten. Das gehe in Richtung Verschwörungstheorie.

Den in der Resolution enthaltenen Aufruf, sich gegen einen vermeintlichen Verlust an Rechtsstaatlichkeit und Freiheit zur Wehr zu setzen, sehe sie mit Sorge, ergänzte Bednarz. "Denn diese Sprache erinnert an die Widerstandsrhetorik der Rechtspopulisten, die ja behaupten, es gebe ein Staatsversagen und die Rechtsstaatlichkeit sei außer Kraft gesetzt. Letzteres ist wiederum Teil einer 'großen rechten Erzählung' - die Vorstellung, wir würden in einer Quasi-Diktatur leben, gegen die man sich zur Wehr setzen müsse." Sie glaube gleichwohl nicht, dass das rechte katholische Milieu anfällig für Gewalt sei, sagte die Publizistin.

Dazu, dass die Bischöfe Rudolf Voderholzer aus Regensburg und Gregor Maria Hanke aus Eichstätt bei "Freude am Glauben" Gottesdienste feierten, erklärte Bednarz: "Als Bischöfe sollten sie die Linie zwischen konservativ und rechtspopulistisch schon deutlich machen. Ein Bischof hat meines Erachtens auch die Aufgabe, genau hin zu gucken, wo sich rechte Tendenzen ausbreiten."

AfD-Politiker lädt deutsche Bischöfe zum Dialog ein

Unterdessen lud der Bundesvorsitzende der "Christen in der AfD", Joachim Kuhs, die deutschen Bischöfe zu einem Dialog mit seiner Vereinigung ein. "Die AfD steht auf dem Boden der freiheitlichen demokratischen Grundordnung", erklärte er am Mittwoch in Berlin: "Sie achtet vollumfänglich die Würde aller Menschen, und jeder Christ in der AfD übt sich persönlich und im Rahmen seiner Möglichkeiten zur Gottes-und Nächstenliebe." Eine Pflicht, sich um den "Fernsten zu kümmern", wie die Bischöfe sie in ihrer neuen Arbeitshilfe zu Populismus in das Gleichnis vom barmherzigen Samariter hineininterpretierten, könne er jedoch nicht erkennen.

Die Deutsche Bischofskonferenz erklärte auf Anfrage, ihr liege keine Einladung zu einem Gespräch vor. Pressesprecher Matthias Kopp hatte am Dienstag erklärt, Spitzengespräche wie mit den übrigen Parteien gebe es mit der AfD oder den "Christen in der AfD" nicht. Völlige Funkstille herrscht zwischen der Kirche und der Partei jedoch nicht. Wie der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Karl Jüsten, mitteilte, gab es im Januar ein informelles Treffen zwischen ihm und Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft "Christen in der AfD". Zudem führe das Katholische Büro wie mit den Abgeordneten aller im Bundestag vertretenen Parteien auch mit AfD-Abgeordneten Gespräche.

Kritisch äußerte sich Kuhs zu der von der Deutschen Bischofskonferenz am Dienstag vorgestellten "Arbeitshilfe zum kirchlichen Umgang mit rechtspopulistischen Tendenzen". Das Papier erwähne die AfD mit keinem einzigen Wort, warne jedoch indirekt vor seiner Partei, so Kuhs. Dabei würden AfD-Repräsentanten im Kapitel zum Antisemitismus "völlig sinnentstellend zitiert": In Wirklichkeit kämpfe die AfD "so entschieden gegen den Antisemitismus jeglicher Couleur, dass selbst Michael Wolffsohn, ein bekannter jüdischer Historiker nach der Pro-Israel-Abstimmung im Bundestag gesagt hat, man könne nach dieser Abstimmung die AfD nie mehr als antisemitisch bezeichnen". (tmg/KNA)