Missbrauchsfilm darf international verbreitet werden – Priester klagte
Das Missbrauchsdrama "Grace a Dieu" (Gelobt sei Gott) darf über Videodienste im Internet und international verbreitet werden. Das entschied ein französisches Gericht (Donnerstag) in Paris. Ein Lyoner Priester war gegen die Verbreitung gerichtlich vorgegangen. Dem Film liegt seine Geschichte zugrunde.
Der Anwalt des Priesters begründet das Vorgehen mit dem Erhalt der Unschuldsvermutung. Bislang hat noch kein Prozess gegen den Geistlichen stattgefunden. Dieser hatte bereits im Februar erfolglos versucht, den Kinostart zu verhindern und die Veröffentlichung auf die Zeit nach seinem Prozess zu verschieben.
Missbrauch aus der Perspektive der Opfer
Der Film nimmt sexuellen Missbrauch in der Kirche aus der Perspektive der Opfer in den Blick. Anhand von drei Erwachsenen zeigt Regisseur Francois Ozon, wie sich Missbrauch, den sie als Pfadfinder oder Messdiener erlebten, auf ihr Leben auswirkte. Die Geschichte basiert auf den Erzählungen mutmaßlicher Missbrauchsopfer aus Lyon. Regisseur Francois Ozon wurde bei der Berlinale mit dem großen Preis der Jury ausgezeichnet.
Im März verurteilte ein Gericht den Lyoner Kardinal Philippe Barbarin (68) wegen Nichtanzeige sexueller Übergriffe der im Film gezeigten Fälle. Barbarin legte Berufung ein. Am Montag ernannte Papst Franziskus den früheren Bischof von Evry-Corbeille-Essones, Michel Dubost (77), zum Übergangsverwalter für das Erzbistum Lyon.
Der Titel des Films ist einem Zitat Kardinal Barbarins vom März 2016 entnommen. Damals hatte er gesagt: "Gott sei Dank (grace a Dieu) ist ein Großteil der Taten verjährt." (tmg/KNA)