Standpunkt

Ein "Update" für Fronleichnam? Gerne – aber richtig!

Veröffentlicht am 03.07.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 3 MINUTEN

Bonn ‐ Auch Benjamin Leven findet, dass Fronleichman ein "Update" brauche. Doch der Rückzug in die Gotteshäuser sei keine Option: Es brauche neue Formen der selbstbewussten, öffentlichen Präsenz – in der Kombination aus altem Prunk und moderner Kreativität.

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Wenn man in der Kirche zeitgemäß sein will, glaubt man immer, puristisch sein zu müssen. Dominik Blum schrieb kürzlich an dieser Stelle, das Fronleichnamsfest brauche dringend ein Update. Prozessionen mit Schützenverein, Blaskapelle, Barockornat – das passe nicht ins 21. Jahrhundert. Stattdessen solle man doch an Fronleichnam einfach die Türen einer Kirche mitten in der Stadt offenstehen lassen, "still, beleuchtet, auf dem Altar nur eine Hostie".

Es stimmt, Fronleichnam könnte ein Update gebrauchen. Aber das darf nicht in einem leisen Zurück ins Kirchengebäude bestehen. Im Gegenteil. Es braucht neue Formen der selbstbewussten, öffentlichen Präsenz. Zu Fronleichnam gehörte schon immer die katholische Kunst der fröhlichen Verausgabung, die heilige Verschwendung. Katholiken müssen wieder lernen, richtig zu feiern und sich nicht dafür zu schämen. "Quantum potes tantum aude, quia maior omni laude, nec laudare sufficis", dichtet Thomas von Aquin in seiner Fronleichnamssequenz. Peter Gerloff übersetzt: "Kannst du auch mit tausend Liedern seine Liebe nicht erwidern, tu, soviel dir möglich ist." Weniger, als möglich wäre, ist also zu Ehren des Allerheiligsten Altarsakraments auf keinen Fall okay.

Wie sähe das richtige Update für Fronleichnam aus? Keinesfalls puristisch. Es passt absolut in die Zeit, dass sich alter Prunk und moderne Kreativität miteinander verbinden. Was wäre, wenn man in einer Bischofsstadt im nächsten Jahr alle kreative Energie in die Vorbereitung dieses Festes stecken würde? Am Vorabend würde auf dem Domplatz ein Mysterienspiel aufgeführt, eigens verfasst von einem zeitgenössischen Schriftsteller. Die Blumenteppiche an den Stationen hätte man von Streetart-Künstlern gestalten lassen. Bei der Prozession ginge eine Sambakapelle mit. Der Bischof würde nach der Prozession tausend Arme und Obdachlose zu einem Mahl auf dem Domplatz einladen und sie persönlich bedienen. Und am Abend würde das Fest mit einem Feuerwerk enden. Das wäre ein echtes Update von Fronleichnam – zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen.

Von Benjamin Leven

Der Autor

Benjamin Leven ist Redakteur der Herder Korrespondenz in Berlin und Rom.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.