Neuer Interimsleiter der krisengeschüttelten Diözese

Bistum Gurk: Administrator Freistetter will "Gräben überbrücken"

Veröffentlicht am 02.07.2019 um 14:15 Uhr – Lesedauer: 

Klagenfurt ‐ Der neue provisorische Kopf des von einem Finanzskandal geprägten Bistums Gurk-Klagenfurt hat große Aufgaben: versöhnen und aufklären. Doch allein seine Ernennung hat Wunden aufgerissen und für neue Verstimmungen gesorgt.

  • Teilen:

Der neue Apostolische Administrator der krisengebeutelten österreichischen Diözese Gurk-Klagenfurt will als Interimsleiter zu Versöhnung und Beruhigung beitragen. Die Situation sei "sehr schwierig" sagte Bischof Werner Freistetter am Dienstag vor Journalisten in Klagenfurt. Es gehe "sicher nicht" darum, Geschehenes zuzudecken. Er hoffe aber auf Vertrauen der Katholiken in Kärnten bis zur Berufung eines neuen Bischofs.

"Aufgerissene Gräben" müssten in einer "positiven" Weise "überbrückt werden - auch wenn es nur gelingt, eine Behelfsbrücke zu bauen", so der österreichische Militärbischof. Vom päpstlichen Nuntius habe er die Zusage, "dass die Ernennung eines neuen Bischofs zügig erfolgen soll".

Papst Franziskus hat Freistetter (65) kürzlich zum Apostolischen Administrator ernannt und die Diözese Gurk-Klagenfurt direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt. Freistetter löst den bisherigen Diözesan-Administrator Engelbert Guggenberger (66) an der Spitze der Diözese ab. Guggenberger und viele Stimmen aus dem Bistum kritisierten seine Absetzung. Als Apostolischer Administrator fungiert Freistetter gleichsam als Stellvertreter des Papstes.

Erschüttert von Finanzskandal

In der von einem Finanzskandal erschütterten Diözese Gurk-Klagenfurt wird wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung bei einer Großspende ermittelt. Zudem gibt es Vorwürfe wegen angeblich fragwürdiger Personalentscheidungen sowie undurchsichtiger Vorgänge im Amts-, Führungs- und Lebensstil von Bischof Alois Schwarz, der die Diözese von 2001 bis Mitte 2018 leitete. Dieser ist inzwischen Bischof von Sankt Pölten und weist die Vorwürfe kategorisch zurück.

Freistetter berichtete, er habe seit seiner Ankunft in Klagenfurt  bereits viele "sehr offene Gespräche" geführt, unter anderem mit Guggenberger, dem Domkapitel sowie leitenden Mitarbeitern der Diözese. Ihm sei dabei "deutlich bewusst geworden, wie viele Irritationen und auch Verletzungen Menschen hier erfahren mussten". Diese gelte es ernst zu nehmen, zudem aufzuklären und in einer "offenen und ehrlichen Auseinandersetzung Wege zu Versöhnung und Heilung zu finden".

Alois Schwarz, Bischof von Gurk-Klagenfurt, während einer Messe am 8. März 2018 in Sarajevo.
Bild: ©Georg Pulling/kathpress/KNA

Alois Schwarz war von 2001 bis 2018 Bischof von Gurk-Klagenfurt und ist seit 2018 Bischof der Diözese St. Pölten. Um seine Amtsführung in Gurk entspinnt sich ein Skandal.

Er verstehe sehr gut, "dass alle hier ungeduldig auf das Wort aus Rom warten, und ich hoffe, dass das bald erfolgt", sagte Freistetter weiter. Als Administrator sei er aber nicht dazu da, "Entscheidungen vorzugreifen, die mir nicht zustehen". Der Papst sei um Aufklärung bemüht, wolle die Angelegenheit nicht verschleppen. Rom müsse aber "auch sorgfältig prüfen".

Eine Vesper am Montagabend im Klagenfurter Dom hatte laut der Presseagentur Kathpress im Zeichen der Solidarität mit dem abgelösten Diözesanadministrator Guggenberger gestanden. Die Seelsorgeamtsleiterin von Gurk, Anna Hennersperger, kritisierte demnach, Ortskirchen seien keine "Filiale" einer römischen Zentrale. "Wir sind nicht das Volk der Bischofskongregation, sondern das Volk Gottes", so Hennersperger. Dechant Herbert Burgstaller aus Villach sagte, Aufklärer wie Guggenberger seien zu Tätern gemacht worden. (KNA)