Jesu Weisungen mögen heute unrealistisch klingen, aber...
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Impuls von Schwester Christine Klimann
Es gibt Menschen, die haben diesen Traum nicht nur geträumt, sondern ihn tatsächlich auch umgesetzt. Franz von Assisi hat buchstäblich nichts besessen. Ignatius von Loyola ist mit seinen Gefährten verkündigend durch die Lande gezogen. Episoden im Leben so mancher Heiligen atmen etwas von dem Zauber und der Einfachheit unseres Evangeliums.
Wie aber ist das mit dem wirklichen Leben? Selbst Franziskus und Ignatius mussten im Laufe ihres Lebens feststellen, dass es nicht so einfach ist, oder besser: dass es nicht möglich ist, buchstabengetreu an den Weisungen Jesu festzuhalten. Umso mehr mag dieses Evangelium für jemanden, der in unserer heutigen Welt mitten im Arbeitsleben steht, eine Familie zu versorgen hat, Verantwortung trägt, zu unrealistisch klingen, um es ernst zu nehmen. Wer könnte es sich schon leisten, nur die Sandalen an den Füssen zu besitzen? Und wie ist das mit den Heilungen und den Wundern, die da versprochen werden?
Wir leben aber nicht nur von der Realität, sondern auch von unseren Träumen. Und nicht nur von den leichten Erfolgen und Errungenschaften, sondern auch von den Idealen und Sehnsüchten, die die Kraft haben, uns immer wieder neu in Bewegung zu setzen. Die uns stören. Die uns sagen, dass wir noch nicht angekommen sind, dass wir unterwegs bleiben müssen. In diesem Sinne sind die Worte unseres Evangeliums essentiell – für mich als Christin und für die ganze Kirche.
Vielleicht wird es uns nie gelingen, so einfach und unbedingt zu leben, wie Jesus in diesem Evangelium seine Jünger anweist. Vielleicht werden wir niemals ohne Geldbeutel unterwegs sein und vielleicht werden keine spektakulären Wunder geschehen. Aber wir können von der unbedingten Dringlichkeit der Verkündigung der frohen Botschaft brennen und von der Sehnsucht danach, dass das Kommen des Reiches Gottes diese Welt verwandelt.
Wir – ich als Christin und die ganze Kirche – brauchen die Radikalität dieses Evangeliums. Nicht um morgen alles buchstäblich umzusetzen, sondern um zu träumen und uns herausfordern zu lassen. Zählen nur Fähigkeiten, Kenntnisse, Ausbildungen, die Verfügbarkeit materieller Mittel – oder hat das Wirken der Gnade eine Chance? Sind es nur die eigenen Vorlieben, die meine Entscheidungen lenken oder lasse ich mich ansprechen von Nöten und Anrufen? Welcher Traum würde lebendig, wenn ich mich von diesem Text tatsächlich stören lasse?
Evangelium nach Lukas (Lk 10,1-9)
In jener Zeit suchte der Herr zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit vor sich her in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte. Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden! Geht! Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemanden auf dem Weg!
Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Sohn des Friedens wohnt, wird euer Friede auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren. Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, ist seines Lohnes wert. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes! Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt. Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt ihnen: Das Reich Gottes ist euch nahe!