Theley für Scherer
Es war in den 1880ger Jahren, als sich aus dem Dorf im Westen Deutschlands ein Mann namens Mathias Scherer aufmachte, um nach Amerika auszuwandern. Er war der Urgroßvater des brasilianischen Kardinals. Der kennt seine Ursprünge: Schon mehrmals hat er das 3.300-Seelen-Dorf besucht, zuletzt 2003.
Damals traf ihn auch Friedbert Becker, damals wie heute Ortsvorsteher und engagiert in der katholischen Gemeinde vor Ort. "Ich habe Odilo Scherer als sehr kompetenten, bescheidenen und freundlichen Mann erlebt", sagt der Schulleiter über die kurze persönliche Begegnung.
Scherer spricht deutsch
Auch die Gläubigen lernten den Brasilianer kennen, der während seiner Aufenthalte Gottesdienste in der katholischen Kirche des Ortes feierte. Verständigungsprobleme gab es nach Angaben Beckers keine: "Scherer spricht sehr gut deutsch – genauer gesagt saarländisch oder Theleyer Platt", sagt er und lacht. Becker könnte sich durchaus vorstellen, dass aus dem Kardinal ein guter Papst würde: "Er ist ein Mann, der integrierend wirken kann. Wir würden uns wünschen, dass er im Falle seiner Wahl die Probleme in der katholischen Kirche anpackt".
Ein neues Dorfgespräch
In Theley ist es nun Dorfgespräch, dass möglicherweise einer der ihren Oberhaupt der katholischen Kirche werden könnte. Es liegt eine Spannung über dem Ort. Schließlich tragen noch heute viele den Nachnamen des Kirchenmannes. Knapp 80 Treffer liefert das Online-Telefonbuch, wenn man "Theley" unter "Ort" eingibt und nach dem Namen Scherer sucht.
Im Dorf gibt es schon Planungen für den Fall, dass der 63-jährige Erzbischof tatsächlich gewählt wird: "Dann gibt es auf jeden Fall einen Empfang", erklärt Friedbert Becker. "Und möglicherwiese fliegen auch einige nach Rom, um bei der Amtseinführung dabei zu sein". Eins ist sicher: Die Glocken läuten auf jeden Fall – auch für einen anderen Pontifex.
Von Gabriele Höfling