Papst Franziskus berührt die Massen auf dem Petersplatz

Jubel und Stille

Veröffentlicht am 14.03.2013 um 00:00 Uhr – Von Christoph Schmidt (KNA) – Lesedauer: 
Vatikan

Vatikanstadt ‐ Der Jubel brauchte einige Sekunden, sein Name gehörte nicht zu den so oft gehandelten dieser Tage. Die Überraschung unter den Zehntausenden war mit Händen zu greifen. Doch dann ging es sehr schnell: "Un Argentino", "the Archbishop of Buenos Aires", "ein Lateinamerikaner , zum ersten Mal". Kardinal Jorge Mario Bergoglio wird als erster Franziskus auf dem Papstthron neues Oberhaupt von 1,2 Milliarden Katholiken. Und dann brachen die "Francesco, Francesco"-Chöre doch los und verteilten sich wellenartig über den ganzen Petersplatz. Wie mochte er wohl aussehen, was zu den Wartenden unter Roms regnerischem Abendhimmel sagen?

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Die weiße Gestalt, die dann auf den Balkon trat, kam nicht mit hocherhobenen Armen, nicht in Siegerpose. Die Menge erblickte auf den Videowänden einen Diener der Menschen, der erst einmal lange und nachdenklich auf den riesigen Festplatz vor sich hinunterblickte, auf dem ihn die Katholiken aus aller Welt mit offenbar ehrlicher Freude begrüßten.

Es war besonders der Moment der vielen, die vom südamerikanischen Kontinent nach Rom gekommen waren. Ihre Begeisterung wirkte ansteckend. "Er ist ein ganz bescheidener Mann, er lehnt jeden Pomp in seiner Diözese ab", sagt eine mexikanische Ordensfrau, die schon in Buenos Aires gearbeitet hat. "Deshalb nennt er sich Franziskus."

Verbindung zur Gemeinde

Dann galt es, diesem Papst das erste Mal zuzuhören: Die Stimme klar, erzielten seine ersten italienischen Worte auf diesem Balkon offenbar eine besonders persönliche Wirkung bei den Tausenden Römern und anderen Pilgern der Halbinsel.

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Video: © katholisch.de

Franziskus ist der neue Papst. Katholisch.de kommentiert die Bekanntgabe und die ersten Worte des Papstes live aus dem Studio und vom Petersplatz in Rom.

Als Franziskus nach dieser Begrüßung dann das "Vaterunser" begann, darauf das "Ave Maria" sprach und Zehntausende mit ihm zusammen beteten, auf Italienisch, Englisch oder Spanisch - stand man in der richtigen Ecke, hörte man auch die deutschen Worte - da schien die Verbindung zwischen dem neuen Stellvertreter Jesu Christi auf Erden und seiner großen Gemeinde vollends da zu sein. Sogar das Meer der filmenden Kameras und Handys wurde augenblicklich kleiner.

Dankgebet für Benedikt

Zuvor hatte das Dankgebet für seinen Vorgänger Benedikt XVI. noch einmal zustimmende Rufe auf den deutschen Papst laut werden lassen. Doch Franziskus beherrschte an diesem ersten Abend seines Pontifikats auch die völlige Lautlosigkeit. Seine Bitte um ein stilles Gebet für ihn und die Bewältigung seiner künftigen Aufgabe erfüllten die Massen in absolutem Schweigen, während er sich vor ihnen verneigte. Wer wollte, konnte in diesem Moment sogar den Schrei einer Möwe über dem Petersplatz hören.

Den folgenden ersten Segen "Urbi et Orbi" beantworteten die Besucher dagegen wieder mit der Ausgelassenheit eines Willkommensgrußes. Franziskus' Abschiedsruf - "eine gute Nachtruhe" - ließ viele schmunzeln. Kaum war der neue Pontifex durch die Türen der Loggia verschwunden, schien sich die Spannung der vergangenen Stunden wie auf Knopfdruck in einer lärmenden Volksfeststimmung aufzulösen.

Und erst jetzt war Raum für die Fragen: Wer ist er? Wo führt er die Kirche hin? "Er ist ein Naturwissenschaftler, der Chemie studiert hat", meinte ein junger Amerikaner, der sich informiert hatte. "Das ist etwas völlig Neues für die Kirche." Wie neu oder anders, das werden erst die Jahre zeigen. Der erste Abend seiner Regierung hat gezeigt: Viele wollen offenbar, dass der in sich ruhende Papst aus Argentinien ihnen seine Wege zeigt.

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Von Christoph Schmidt (KNA)