Hilfswerke: Amazonien-Synode soll römische Zentralisierung aufbrechen
Von der durch Papst Franziskus einberufenen Amazonien-Synode erhoffen sich die beiden kirchlichen Hilfswerke Misereor und Adveniat ein "Signal des Aufbruchs". Das für Oktober im Vatikan angesetzte Treffen solle zeigen, "dass Wandel in Politik, Wirtschaft, Technik und nicht zuletzt auch in Kirche möglich ist", schreiben die Hauptgeschäftsführer der beiden Werke, Pirmin Spiegel und Michael Heinz, in einem gemeinsamen Vorwort zur deutschen Übersetzung der Konferenz-Agenda. Adveniat und Misereor veröffentlichten diese Fassung des "Instrumentum Laboris" am Mittwoch; es steht auch als Download im Internet zur Verfügung.
Die Synode, an der Bischöfe und andere Kirchenvertreter teilnehmen, will über neue Formen von Seelsorge in Gebieten mit wenigen Priestern beraten, die Rechte von Indigenen stärken und die ökologische Situation der arten- und rohstoffreichen Urwaldregion in Lateinamerika in den Blick nehmen.
Es gehe darum, "auf die Herausforderungen der Zeit zu reagieren im Hören auf den Geist, der die Verteidigung des Lebens der Menschen, der Völker und der Schöpfung insgesamt fordert", schreiben Spiegel und Heinz. Mit der Synode bekräftige die Kirche ihren entschiedenen Willen, sich für eine Welt der Klima- und Umweltgerechtigkeit sowie für soziale Gerechtigkeit einzusetzen.
Weg von der römischen Zentralisierung
Legaler und illegaler Bergbau, Wasserkraftwerke, Straßen und industrielle Landwirtschaft zerstörten lokale Gemeinschaften und die Natur im Amazonasgebiet, heißt es weiter. Adveniat und Misereor seien aus ihrer Zusammenarbeit mit Menschen und Organisationen vor Ort viele Ungerechtigkeiten und die Ursachen dafür bekannt. Mit diesen Partnern wolle man "das Ruder herumreißen und alle Hebel auf Klimafreundlichkeit umlegen".
Zugleich stehe das Treffen im Vatikan auch für einen Wandel in der Kirche, betonen Adveniat-Hauptgeschäftsführer Heinz und Misereor-Chef Spiegel. Es gelte, die "Komfortzonen" zu verlassen und an die Ränder zu gehen; "dahin, wo Menschen nichts zählen und keine Rechte haben". Statt römischer Zentralisierung sei "Dezentralisierung angesagt", damit die Ortskirchen "selbst entscheiden können, was sie direkt betrifft".
Die Zukunft gehöre einer "vielfältigen und hörenden Kirche", die "wertschätzt, was Indigene, Afroamerikaner, Flussbewohnerinnen, Bauern und Städterinnen über Jahrhunderte an Glauben gelebt haben". Dazu passe, dass die Veröffentlichung der deutschen Übersetzung des "Instrumentum Laboris" auf den Gedenktag des Dominikaners Bartolome de las Casas (1484/85-1566) falle. Er war einer der ersten und entschiedensten Verteidiger der indigenen Völker.
Der Vatikan hatte das Arbeitspapier der Amazonien-Synode vor einem Monat veröffentlicht. Das Dokument ist Grundlage für die Beratungen der Bischöfe, die vom 6. bis 27. Oktober in Rom zusammentreten. Dabei soll es auch um die Frage der Priesterweihe für verheiratete Männer und um neue Ämter für Frauen in der katholischen Kirche gehen. Einen Schwerpunkt bilden die Umweltzerstörung in der arten- und rohstoffreichen Amazonasregion sowie der Schutz der Rechte von Indigenen.
Das Amazonasbecken erstreckt sich über rund 7,5 Millionen Quadratkilometer und teilt sich auf Brasilien, Bolivien, Kolumbien, Ecuador, Guyana, Peru, Surinam, Venezuela sowie Französisch-Guayana als Übersee-Department Frankreichs auf. In diesen neun Ländern lebt eine indigene Bevölkerung von rund drei Millionen Menschen, zusammengesetzt aus etwa 390 Völkern und Nationalitäten. (tmg/KNA)