Rassismus ist nicht nur das Problem "der anderen"
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Die rassistischen Tweets des amerikanischen Präsidenten haben weltweit für Kopfschütteln gesorgt. Einem deutschen Präsidenten oder einer deutschen Kanzlerin traut niemand ähnliche geistige Brandstiftung zu – Gott sei Dank! Rassismus scheint hierzulande nur ein Problem radikaler Minderheiten zu sein.
Doch stimmt das? Leider nicht! Durch meine Arbeit als Hochschulpfarrer in Berlin habe ich sehr viel mit Studierenden aus der ganzen Welt zu tun. Immer wieder berichten diese mir, wie sie im Alltag Rassismus erleben. Im Bus setzen sich Personen grundlos weg, nicht ohne abschätzig auf die dunkelhäutigeren Fahrgäste zu schauen. Auf dem Amt oder in öffentlichen Gebäuden glaubt manch "Einheimischer", sich ungestraft vordrängeln zu dürfen. Bei der Suche nach Wohnraum oder Studentenjobs lässt man die Studierenden spüren, dass sie nicht erwünscht sind. Studierende haben mir auch schon von Übergriffen berichtet: Verbal, oder es flogen auch schon mal Steine!
Wenn ich davon höre, bin ich fassungslos. Sollten das keine Einzelfälle mehr sein? Ich glaube, dass Rassismus nicht das Problem "der anderen" ist, sondern es wird immer mehr zu einem Problem "meiner" Gesellschaft, deren Teil ich bin. Man kann sich da nicht schadlos halten! Ich bin froh, dass die "Internationals", wie wir die ausländischen Studierenden nennen, unsere Hochschulgemeinde in Berlin als offenen Ort erleben und bei uns rassistisches Verhalten geächtet wird. Dasselbe gilt für zahlreiche Pfarrgemeinden und andere Orte kirchlichen Lebens.
Wir Christen sind davon überzeugt, dass jeder Mensch gleichermaßen Gottes Ebenbild ist! Daher ist Rassismus mit dem christlichen Glauben unvereinbar. Ich wünsche mir, dass wir Christen uns gegen Menschenverachtung und Unrecht in unserem Umfeld stellen und immer mehr zu Verteidigern der Menschenwürde werden.