"Leuchtspur in das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte"

Katholische Bischöfe würdigen Attentäter vom 20. Juli

Veröffentlicht am 20.07.2019 um 10:41 Uhr – Lesedauer: 

Berlin/Köln ‐ "Dass sie unerschrocken der Stimme ihres Gewissens gefolgt sind, macht auch heute noch Mut": Mehrere katholische Bischöfe haben zum 75. Jahrestag die Hitler-Attentäter vom 20. Juli 1944 gewürdigt.

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Am 75. Jahrestag des Attentats auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 haben mehrere katholische Bischöfe den Einsatz der Widerstandskämpfer um Claus Schenk Graf von Stauffenberg gewürdigt. Kardinal Rainer Maria Woelki zeigte sich bei Twitter dankbar für den Einsatz der Männer und Frauen des 20. Juli. "Vor 75 Jahren haben sie eine Leuchtspur in das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte gezogen. Dass sie unerschrocken der Stimme ihres Gewissens gefolgt sind, macht auch heute noch Mut", so der Erzbischof von Köln.

Berlins Erzbischof Heiner Koch betonte in seiner Kolumne "Wort des Bischofs" im rbb-Radio, dass das Attentat Stauffenbergs den Beweis erbracht habe, dass es ein anderes Deutschland als das der Nationalsozialisten gegeben habe. "Sozialdemokraten, Konservative und Liberale, Christen und unter ihnen Geistliche hatten sich zusammen getan, um der Unrechtsherrschaft entgegenzutreten. Der Massenmord an den Juden, die Kriegsführung der Nazis und die Unterdrückung der Bevölkerung in den besetzten Gebieten widersprachen jeglicher Menschlichkeit und Menschenwürde", erklärte Koch. Der Erzbischof erinnerte auch an den seligen Berliner Dompropst Bernhard Lichtenberg, der sich während der NS-Zeit öffentlich  für verfolgte Juden eingesetzt hatte und dafür inhaftiert worden war. Lichtenberg starb Anfang November 1943 auf dem Weg in das Konzentrationslager Dachau.

Erinnerung "mit Hochachtung und voller Respekt"

Der Fuldaer Bischof Michael Gerber hatte bereits vor einigen Tagen in einer Erklärung "mit Hochachtung und voller Respekt" an die Frauen und Männer des 20. Juli erinnert und den Auftrag betont, der aus dem Handeln der Attentäter erwachse. Seinen Angaben zufolge war das Bischofshaus in Fulda im Vorfeld des Attentats für einige Widerstandskämpfer ein wichtiger Ort der Beratung. Belegt seien Besuche von Helmuth James Graf von Moltke und dem Jesuitenpater Alfred Delp SJ beim damaligen Diözesanbischof Johannes Dietz.

Am 20. Juli 1944 hatten Wehrmachtsoffiziere und weitere Verschwörer um Claus Schenk Graf von Stauffenberg versucht, Hitler in seinem ostpreußischen Hauptquartier mit einer Bombe zu töten und so den Zweiten Weltkrieg zu beenden. Der Diktator überlebte das Attentat jedoch beinahe unverletzt und der Umsturzversuch scheiterte. Stauffenberg und drei Mitverschwörer wurden noch am selben Abend in Berlin erschossen. In den folgenden Wochen und Monaten richteten die Nazis 89 weitere Beteiligte und Unterstützer hin. (stz)