Koch: Reformen bringen Menschen nicht zurück in die Kirche
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch bezweifelt, dass der Abwärtstrend bei den Mitgliedszahlen der katholischen Kirche durch Reformen gestoppt werden kann. "Ich bin auch für Reformen der Kirche, aber ich glaube nicht, dass durch noch so viele Reformen die Menschen in Massen wiederkommen", sagte Koch am Sonntag in einem Interview mit dem Kölner Bistumssender domradio.de. Das sehe man auch an der evangelischen Kirche.
Er sei fest davon überzeugt, so der Erzbischof, dass der Trend bei den Austritten nicht aufzuhalten sei, selbst "wenn wir alles neu machen würden, um dem Mainstream zu folgen und eventuell tun, was die Menschen von uns erwarten". Die Gottverbundenheit, die gesellschaftliche Verbundenheit mit der Kirche, die Tradition und die Familienverbundenheit als solches seien auf vielerlei Ebenen abgebrochen.
"Wir werden auf ganz neue Weise Kirche sein müssen"
Trotzdem blickt Koch nach eigener Aussage "sehr hoffnungsvoll" in die Zukunft der Kirche, die jedoch eine andere Gestalt haben werde. "Wir werden auf ganz neue Weise Kirche sein müssen und wir brauchen neue gemeinschaftliche Bindungen", erklärte der 65-Jährige. Das sei die große Herausforderung und die Chance, die auch Freude mache die Kirche neu zu gestalten.
Am Freitag war bekannt geworden, dass die beiden großen Kirchen in Deutschland im vergangen Jahr deutlich mehr Kirchenaustritte verzeichnen mussten als 2017. Nach den offiziellen Zahlen der Deutschen Bischofskonferenz traten 216.078 Menschen aus der katholischen Kirche aus; dies war die zweithöchste Zahl an Austritten seit der Wiedervereinigung. Beide Kirchen verloren darüber hinaus auch durch den demografischen Wandel Mitglieder. Die Zahl der Taufen, Neueintritte und Wiedereintritte lag deutlich unter der Zahl der kirchlichen Bestattungen. (stz)