Hoping: Wolfs Buch ist Kampfschrift gegen den Zölibat
Für den Freiburger Dogmatiker Helmut Hoping ist das neue Buch des Kirchenhistorikers Hubert Wolf eine "Kampfschrift" gegen den Zölibat. Das Buch gehe davon aus, dass der Zölibat "pathogen" sei und dadurch Leid verursache und krank mache, sagte Hoping am Montag dem Kölner "Domradio". Wolfs Intention sei es, das klerikale System insgesamt mit dem Zölibat als Teil davon zu überwinden.
In seinem neu erschienenen Buch "Zölibat. 16 Thesen" plädiert Hubert Wolf für eine Abschaffung des Zölibats. Die Ehelosigkeit sei weder ein göttliches Gebot noch eine Anordnung Jesu oder der Apostel, betont der Münsteraner Kirchenhistoriker und Priester. Heute gebe es gute Gründe, die verpflichtende Ehelosigkeit der Priester aufzuheben. Papst und Bischöfe hätten angesichts zunehmenden Priestermangels die Pflicht, den Gläubigen die regelmäßige Feier der Eucharistie zu ermöglichen. Vielerorts sei der Zölibat eines der ausschlaggebenden Hindernisse für die Entscheidung zum Priesteramt. Zudem sei der Zölibat sei zwar nicht Ursache, "aber doch ein entscheidender Risikofaktor" des Missbrauchs.
Nach wie vor ein wichtiges Zeichen in der Nachfolge Christi
Hoping betonte, der Zölibat sei zwar kein Dogma, dennoch habe es seit den apostolischen Ursprüngen die Tradition des ehelosen Lebens "um des Himmelreiches Willen" gegeben. Das zölibatäre Leben von Priestern sei nach wie vor ein wichtiges Zeichen in der Nachfolge Christi. Aufgrund der langen Tradition in der katholischen Kirche wolle er den Zölibat an sich nicht grundsätzlich in Frage stellen.
Gleichzeitig räumte der Freiburger Dogmatiker ein, dass das Buch auch Fakten und Thesen enthalte, denen man nicht widersprechen könne. So gebe es in den katholische Ostkirchen, die mit Rom uniert sind, verheiratete Priester. Es treffe auch zu, dass man sich angesichts des Priestermangels die Frage stellen müsse, ob man an der Verbindung von Priestertum und Zölibat in der bisherigen Form festhalten wolle. Als Gegenmodell zu Wolfs Thesen plädiert Hoping für die beschränkte Zulassung sogenannter "Viri probati" zum Priesteramt. Es sei notwendig, "zumindest ergänzend partiell dort, wo es aus pastoralen Gründen notwendig erscheint, verheiratete Männer zu Priestern zu weihen, damit die sakramentale Struktur der Kirche nicht verdunstet", erklärte der Theologe.
Mit Blick auf die im Herbst beginnende Amazonas-Synode sagte Hoping, dass die Forderung nach der Weihe von "Viri probati" auch in Europa und Nordamerika lauter würden, sollte es bei der Bischofsversammlung einen entsprechenden Beschluss geben. Die Frage des Frauendiakonats, die ebenfalls bei der Synode behandelt wird, sei davon gesondert zu betrachten. Auf jeden Fall werde es um die Frage von neuen Ämtern und Diensten für Frauen gehen. "Das muss nicht notwendigerweise das Weiheamt sein." (mal)