Brief an Papst Franziskus

Papst-Attentäter Ali Agca: Emanuela Orlandi lebt noch

Veröffentlicht am 05.08.2019 um 09:46 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ 1981 übte er ein Attentat auf Johannes Paul II. aus, jetzt wendet sich Mehmet Ali Agca in einem Brief an Papst Franziskus: Die seit 36 Jahren vermisste Vatikanbürgerin Emanuela Orlandi sei noch am Leben. Sogar einen Aufenthaltsort nennt er.

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Der türkische Papst-Attentäter Mehmet Ali Agca hat sich im Fall der verschwundenen Vatikanbürgerin Emanuela Orlandi an Papst Franziskus gewandt. Die seit 36 Jahren vermisste Orlandi sei am Leben und befinde sich in einem streng abgeschlossenen Kloster, schrieb Agca in einem Brief, dessen Wortlaut der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt. Darin bezeichnet sich der 61-Jährige als "geistigen Bruder von Papst Johannes Paul II.". Nähere Angaben zum Ort des Klosters oder zur Ordensgemeinschaft machte er nicht.

"Ansehen der Kirche furchtbar beschmutzt"

Sämtliche Vorwürfe einer Verwicklung des Vatikan in eine Vergewaltigung und Ermordung der damals 15 Jahre alten Schülerin seien "Lügen, die das weltweite Ansehen der katholischen Kirche furchtbar beschmutzen", schrieb Agca. "Der Vatikan hat die moralische Pflicht, alles für die Rückkehr Emanuelas zu ihrer Familie im Vatikan zu tun." Auch wenn Franziskus anfangs über die "Verschwörung" um Orlandi in Unkenntnis gewesen sei, besitze er jetzt "alle Macht, um die Freilassung von Emanuela Orlandi kategorisch anzuordnen", so Agca.

Das Verschwinden Emanuela Orlandis, der Tochter eines Vatikanangestellten, im Jahr 1983 zählt zu den bekanntesten ungelösten Kriminalfällen Italiens. Einer Spekulation zufolge handelte es sich um eine Entführung mit dem Ziel, den damals wegen eines Attentats auf Johannes Paul II. inhaftierten Agca freizupressen. Der türkische Rechtsextremist hatte am 13. Mai 1981 während einer Audienz auf dem Petersplatz auf den Papst geschossen. Johannes Paul überlebte damals nur knapp.

Vergangenen Juli führten Gerichtsmediziner Nachforschungen auf dem Friedhof des deutschen Priesterkollegs Campo Santo Teutonico am Vatikan durch, nachdem die Familie nach eigenen Angaben Hinweise auf den Verbleib Emanuelas erhalten hatte. Eine erste Untersuchung der Ruhestätten von zwei deutschen Adeligen, Sophie von Hohenlohe (1758-1836) und Charlotte Friederike zu Mecklenburg (1784-1840), blieb ergebnislos. Die Gräber erwiesen sich bei ihrer Öffnung als leer. Ebenso erbrachte die anschließende Öffnung von zwei unterirdischen Gebeinkammern im deutschen Priesterkolleg keine neuen Erkenntnisse in dem Fall. (tmg/KNA)