Lehrer in gleichgeschlechtlicher Ehe wurde nicht entlassen

Nach Entzug des Titels "katholisch": US-Schule wendet sich an Vatikan

Veröffentlicht am 06.08.2019 um 12:57 Uhr – Lesedauer: 

Indianapolis ‐ Trotz Aufforderung des Erzbistums weigerte sich eine US-Jesuitenschule, einen Lehrer zu entlassen, der in einer gleichgeschlechtlichen Ehe lebt. Dafür wurde ihr die kirchliche Anerkennung entzogen. Nun wendet sich die Schule an eine höhere Instanz.

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Die "Brebeuf Jesuit Preparatory School" in Indianapolis, die sich laut Dekret des örtlichen Erzbischofs nicht mehr "katholisch" nennen darf, hat beim Vatikan Berufung gegen die Entscheidung eingelegt. Man habe die Kongregation für das Katholische Bildungswesen in Rom gebeten, die anstehenden Fragen zu prüfen und die Auswirkungen des Dekrets während des Berufungsverfahrens auszusetzen, schreibt Rektor William Verbryke in einem Brief an die Schulgemeinschaft, der am Sonntag auf der Internetseite der "Brebeuf Jesuit Preparatory School" veröffentlicht wurde. Zuvor habe die Schulleitung Erzbischof Charles Thompson gebeten, sein Dekret rückgängig zu machen, was dieser jedoch abgelehnt habe. "Seien Sie versichert, dass wir alle Anstrengungen unternehmen, um unsere Meinungsverschiedenheiten mit dem Erzbischof zu lösen und die enge Beziehung, die wir seit 57 Jahren mit der Erzdiözese pflegen, wieder aufzunehmen", so Verbryke weiter.

Grund für den Streit zwischen Jesuiten und Erzbistum ist der Fall eines Lehrers, der an der Schule arbeitet. Dieser war 2017 eine gleichgeschlechtliche Ehe eingegangen. Daraufhin hatte die Diözese von der Schule gefordert, den betreffenden Arbeitsvertrag nicht zu verlängern. Erzbischof Thompson sagte zur Begründung: "Alle Kirchenmitarbeiter müssen beruflich wie privat die Lehre der Kirche unterstützen und vermitteln." Das gelte vor allem für Schulen, da sie ein zentraler Ort der Verkündigung seien. Eine gleichgeschlechtliche Ehe stehe der Lehre entgegen. Die Schule lehnte die Entlassung jedoch ab, da der Lehrer "höchst fähig und qualifiziert" sei. Im Juni entzog Erzbischof Thompson der "Brebeuf Jesuit Preparatory School" schließlich die kirchliche Anerkennung. Bereits damals kündigte der Jesuitenorden an, die Entscheidung anzufechten und wenn nötig auch den Vatikan einzuschalten.

Keine Messe zum Schuljahresbeginn

"Am Ende hoffen wir, dass das Dekret außer Kraft gesetzt wird", heißt es weiter in dem Brief. Sollte es nicht dazu kommen, habe die Schule um Klarheit hinsichtlich der rechtlichen Auswirkungen des Dekrets auf das sakramentale Leben im Schulalltag gebeten. So habe Erzbischof Thompson die an der "Brebeuf Jesuit Preparatory School" tätigen Priester kürzlich darüber informiert, dass sie seine ausdrückliche Erlaubnis benötigten, um Messen auf dem Campus zu feiern. Für die tägliche Morgenmesse habe Thompson die Erlaubnis erteilt, jedoch nicht für den Gottesdienst zu Beginn des Schuljahres am 15. August. Man sei von der Entscheidung des Erzbischofs enttäuscht, erkenne aber seine Autorität in dieser Angelegenheit an, schreibt Schulleiter Verbryke. Statt einer Messe werde es eine Segensfeier geben. "Wir hoffen aufrichtig, in naher Zukunft die Eucharistie als ganze Schulgemeinschaft wieder feiern zu können."

An einer anderen katholischen Schule im Erzbistum Indianapolis gab es vor kurzem einen ähnlichen Fall. Dort kam die Schulleitung der Aufforderung Erzbischof Thompsons nach, einen Lehrer zu entlassen, der in einer gleichgeschlechtlichen Ehe lebt. Im Anschluss wurde bekannt, dass es sich bei der betroffenen Person um den Partner der Lehrkraft handelt, die den Streit um die "Brebeuf Jesuit Preparatory School" ausgelöst hat. (mal)