Weder "Gott" noch "Bibel" noch "Christus"

China streicht religiöse Bezüge aus Literaturklassikern

Veröffentlicht am 07.08.2019 um 11:50 Uhr – Lesedauer: 

Peking ‐ Egal, ob es um die Bibel, Jesus Christus oder Gott selbst geht: In chinesischen Schulbüchern kommen sie jetzt nicht mehr vor – selbst nicht, wenn sie in zitierten Originaltexten stehen. Hier wird von den Behörden "großzügig" gelöscht.

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Die chinesischen Behörden haben aus Literaturklassikern jeglichen Bezug zu Religion gestrichen. Wie die Nachrichtenseite "AsiaNews" bereits vergangene Woche berichtete, sind weltweit bekannte Werke davon betroffen, die in einem Schulbuch zitiert werden. Zum Teil wurde eine ganze Passage kommentarlos unterschlagen.

In einem neuen von einem Staatsverlag herausgegebenen Schulbuch für Fünftklässler geht es auch um das Verständnis anderer Kulturen. Dazu werden Passagen aus Daniel Defoes "Robinson Crusoe", Hans Christian Andersens "Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern" und Anton Tschechows Erzählung "Wanka" abgedruckt. Dort auftauchende religiöse Bezüge wurden jedoch gestrichen: Findet Robinson Crusoe im Original nach seinem Schiffbruch drei Bibeln am Strand, sind es dort nur noch "einige Bücher". Dem Mädchen aus Andersens Märchen erscheint seine tote Großmutter und sagt: "Wenn ein Stern fällt, so steigt eine Seele zu Gott empor." Die chinesische Version schreibt: "Wenn ein Stern fällt, verlässt ein Mensch diese Welt." Tschechows Erzählung enthält ein Gebet, das ohne Redaktionsangabe gestrichen wurde. Außerdem wurden die zahlreich auftretenden Christuserwähnungen getilgt.

Laut "AsiaNews" stehen die Streichungen im Zusammenhang mit der von Präsident Xi Jinping geforderten "Sinisierung" der Religionen. Darunter versteht er, dass sich Religionen an die "Kultur des Landes" und damit auch die Linie der Kommunistischen Partei anpassen müssen. (cph)