Kreuz überstand Atombombenabwurf – jetzt kehrt es nach Nagasaki zurück
Die Leiterin des US-amerikanischen "Peace Resource Centers" (PRC) am Wilmington College in Ohio, Tanya Maus, hat ein hölzernes Kreuz aus der 1945 zerstörten Urakami-Kathedrale an das Erzbistum von Nagasaki zurückgegeben. "Sehr wenige Artefakte aus der Kathedrale konnten gerettet werden und deshalb ist es essentiell, das Kreuz, das so tief mit der Identität seiner Gemeinde verbunden ist, zurückzugeben", teilte Maus in einem Statement vor der Übergabe mit. Das Artefakt habe sich seit 1982 im Besitz des PRC befunden.
Am 9. August 1945 schlug die über Nagasaki abgeworfene Atombombe "Fat Man" nur 500 Meter von der Urakami-Kathedrale entfernt ein und zerstörte sie völlig. Ein Schwarzweiß-Foto aus dem August 1945 zeige das Holzkreuz in den Trümmern des Gotteshauses liegen, so Maus. Ein in Japan stationierter US-Marinesoldat fand es und barg es aus der Ruine. Mit der Erlaubnis des damaligen Bischofs von Nagasaki, mit dem der gläubige Katholik befreundet war, durfte er es mit in seine Heimat nehmen. Nach mehreren Jahrzehnten stiftete er das Kreuz dem PRC.
In Japan hatte der Friedensbund von Nagasaki 30 Jahre lang vergeblich versucht, den Verbleib des Kreuzes zu bestimmen. Ein japanischer Anthropologe aus Nagasaki, der für einen Forschungsaufenthalt in Ohio war, habe das Kreuz im Frühjahr diesen Jahres zufällig entdeckt. Das PRC entschloss sich daraufhin, das Kreuz als Zeichen des Friedens und der Versöhnung der japanischen Kirche zurückzugeben.
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Das Kreuz "zeigt uns die Brutalität und Torheit des Krieges. Es ist ein standhafter Zeuge des Atombombenabwurfs", sagte der Erzbischof von Nagasaki, Mitsuaki Takami, bei der Übergabe am Mittwoch gegenüber der Tageszeitung "The Japan Times". Das Kreuz werde im Rahmen einer Friedensmesse in der Kathedrale ausgestellt, die am Freitag anlässlich des 74. Jahrestags des Atombombenabwurfs über Nagasaki stattfinden wird.
Nagasaki und sein Umland gelten seit der Ankunft der ersten jesuitischen Missionare im 16. Jahrhundert als ein Zentrum des Katholizismus in Japan. Jahrhundertelang unterdrückt, begannen die Gläubigen direkt nach der Gewährung der Religionsfreiheit 1895 mit dem Bau einer Kathedrale. Das neo-romanische Gotteshaus konnte 1925 fertiggestellt werden. Die heutige Kathedrale wurde fast baugleich neben den Ruinen der alten errichtet. (cst)