Eichstätter Bischof zur neuen Verfassung des Verbands Deutscher Diözesen

Hanke: Bistümer müssen bei Finanzen "stärker zusammenrücken"

Veröffentlicht am 17.08.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Eichstätt ‐ Der Verband Deutscher Diözesen, Dachorganisation der deutschen Bistümer, bekommt eine neue Struktur. Federführend bei der Reform war der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke. Im Interview spricht er über die Neuerungen – und über bleibende Fragen.

  • Teilen:

Der Verband der Diözesen Deutschlands (VDD), in dem die katholische Kirche bundesweit wahrzunehmende Aufgaben bündelt, hat sich eine neue Verfassung gegeben. Zum 1. November wird sie in Kraft treten. Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke (65) erhofft sich transparentere Abläufe, mehr Verlässlichkeit und Solidarität von der Reform.

Frage: Herr Bischof, was sind die wichtigsten Neuerungen?

Hanke: Bisher war es so: Die Bischöfe, denen ja die Pastoral und die Wirksamkeit der Kirche in der Gesellschaft ein Anliegen ist, haben über die Bischöflichen Kommissionen und durch Sonderprojekte regelmäßig mehr beschlossen, als der Haushalt des VDD finanziell hergab. Die Generalvikare mussten das dann im Verwaltungsrat des VDD, der Versammlung aller Generalvikare und der Finanzdirektoren, zähneknirschend ausbaden und daheim mit ihren diözesanen Steuerräten nachverhandeln. Das hat innerhalb des VDD immer wieder zu Verwerfungen und Misstrauen geführt. Die Arbeitsgruppe für die Reform hat daher die Losung ausgegeben: Man muss Wollen und Können zusammenbringen. Also sind jetzt die beiden Regelkreise, die Bischofskonferenz mit ihren Kommissionen und der VDD als Träger, miteinander verknüpft.

Frage: Wie sieht das konkret aus?

Hanke: Zentrales Gremium des VDD ist laut neuer Satzung der Verbandsrat, besetzt mit sechs Bischöfen, sechs Generalvikaren, drei Finanzdirektoren und zwei Laien, die vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) entsandt werden. Ohne Stimmrecht sitzt die Geschäftsführung des VDD mit am Tisch. So ist gewährleistet, dass die pastorale und die operative Ebene sich schon beim Aufstellen des Haushalts miteinander über Vorhaben der Deutschen Bischofskonferenz verständigen, die dann in der Vollversammlung von allen 27 Diözesanbischöfen einstimmig beschlossen werden müssen. Enthaltungen sind da nicht möglich. Dass erstmals Laien vertreten sind, dafür habe ich mich von Anfang an sehr eingesetzt.

Bild: ©dpa/Arne Dedert

Im Verbandsrat, dem neuen zentralem Gremium des VDD, werden sechs Bischöfe einen Sitz haben.

Frage: Das ZdK hat sich auch dafür ausgesprochen, den VDD finanziell besser auszustatten.

Hanke: Das wird mit Sicherheit nicht so schnell kommen und wäre auch das Pferd von hinten aufgezäumt. Zuerst müssen die Aufgaben priorisiert werden, die von den Bistümern gemeinsam anzugehen sind. Daran sind wir ja vor einigen Jahren bei unserem ersten Sparprozess kläglich gescheitert. Aber in Zeiten sinkender Einnahmen wird es sehr wichtig sein, vor allem kleine Bistümer von manchen Aufgaben zu entlasten. Die Bistümer werden ohne Zweifel stärker zusammenrücken müssen. Erst im Zuge dieser Klärung wird auch über die benötigten Mittel zu sprechen sein.

Frage: Während der Arbeit an der VDD-Reform mussten Sie sich in Ihrem eigenen Bistum einem Finanzskandal stellen. Hat Sie das beeinträchtigt?

Hanke: Nein, eher im Gegenteil: Aufgrund meiner Negativerfahrung konnte ich bei einigen Aspekten noch nachdrücklicher argumentieren, gerade wenn es um die Transparenz ging oder um die eindeutige Beschreibung von Abläufen. Da hat mir mein Problem zuhause durchaus zusätzliche Energie beschert.

Frage: In einem Interview haben Sie neulich dafür votiert, dass der VDD künftig auch die Finanzen der 27 deutschen Bistümer prüfen soll.

Hanke: Das war ein Vorschlag, der nicht in das neue Regelwerk Eingang gefunden hat. Der VDD wird also keine finanztechnische Oberbehörde. Es bleibt das Problem, dass wir in den Bistümern in der Bilanzierung nicht alle dieselben Standards haben. Um untereinander solidarisch sein zu können, werden wir aber in irgendeiner Form Vergleichbarkeit bei den Zahlen herstellen müssen.

Landkarte mit den 27 Bistümern Deutschlands
Bild: ©Fotolia.com/MIND AND I/DBK

In der neuen Satzung heißt es, die Mitglieder des Verbandsrats nähmen dort nicht die Interessen ihrer Diözesen wahr, sondern wirkten für das Gesamtwohl der Kirche in Deutschland.

Frage: In Paragraf 9 der neuen Satzung heißt es zum Verbandsrat, die Mitglieder nähmen dort nicht die Interessen ihrer Diözesen wahr, sondern wirkten für das Gesamtwohl der Kirche in Deutschland. War das bisher anders?

Hanke: Der VDD ist nicht eine Lobbyvertretung der einzelnen Bistümer, sondern das zentrale Instrument, Synergien für gemeinsame kirchliche Anliegen herzustellen. Deshalb haben wir das eigens betont. Bei der Entstehung des Regelwerks gab es erhebliche Bedenken, dass in diesem Gremium nicht alle Bistümer vertreten sind. Das haben sich einige sehr gewünscht, geht aber nicht. Dann wären wieder Tür und Tor für Partikularinteressen geöffnet gewesen.

Frage: Sie hatten bisher die führende Position in den VDD-Gremien inne. Machen Sie weiter?

Hanke: Nein – und das habe ich schon vor langem erklärt. Vielleicht hat das auch ein Stück Vertrauen in meine Arbeit befördert. Mir ging es stets um die Sache, ohne für mich irgendetwas zu erwarten.

Frage: Und wenn Sie trotzdem an die Spitze gewählt werden?

Hanke: Das geht gar nicht, weil ich dem Verbandsrat nicht angehören werde. In ihm wird übrigens auch das Bistum Eichstätt nicht vertreten sein. Ich halte unsere Reform für so stringent, dass sie auch für die Diözesen funktionieren wird, die dort weder Sitz noch Stimme haben.

Von Christoph Renzikowski (KNA)