"Brandbrief" wurde vor zahlreichen Kirchen verteilt

AfD-Bundestagsabgeordneter wirft Protestanten linke Parteipolitik vor

Veröffentlicht am 20.08.2019 um 14:33 Uhr – Lesedauer: 

Dresden ‐ Eine "Instrumentalisierung des Glaubens durch linke Ideologen" wirft AfD-Mann Jens Maier der evangelischen Kirche in Sachsen vor. Man lasse sich tagespolitisch einbinden, wirke wie eine Unterabteilung von Grünen und SPD. Die Kirche wehrt sich.

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Der AfD-Bundestagsabgeordnete Jens Maier wirft der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Sachsen (EVLKS) in einem Offenen Brief "Instrumentalisierung des Glaubens durch linke Ideologen" vor. Die Kirche lasse sich "in einer Weise tagespolitisch einbinden, dass der Verdacht aufkommt, sie selbst sei zu einer Art Unterabteilung der Grünen und/oder SPD geworden", so Maier laut einer am Dienstag vom AfD-Landesverband Sachsen verbreiteten Erklärung. Er hatte den "Brandbrief" nach eigenen Angaben am Sonntag vor zahlreichen Dresdner Kirchen verteilt.

Der Pressesprecher der EVKLS, Matthias Oelke, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), offiziell habe die Landeskirche bisher keinen solchen Brief erhalten. "Ich kenne den Brief nicht." Gleichwohl bestehe zwischen AfD und sächsischer Landeskirche ein "unauflösliches Spannungsverhältnis". Das habe allerdings nichts damit zu tun, dass "die Kirche irgendwelchen parteipolitischen Lagern hinterherläuft oder aber das selbstständige Denken aufgegeben" habe.

Die Kirche vertrete christliche Standpunkte wie etwa Nächstenliebe, die sie an die Politik herantrage. Dabei gehe es etwa darum, Andersdenkende zu akzeptieren und Flüchtlingen zu helfen. Sobald die Kirche Kritik an anderslautenden Überzeugungen übe, sei sie in den Augen mancher Politiker gleich parteipolitisch festgelegt. "Und das ist die sächsische Landeskirche nicht", so Oelke.

"Feindeseligkeit der Kirche gegenüber Vertretern der AfD"

Maier erklärte: "Die Kirche ist ein Ort, in dem der Gläubige seine Nähe zu Gott empfinden soll." Kein Gläubiger wolle dort in "rot-grün-linker Staatsbürgerkunde" unterrichtet werden. Weiter kritisierte der Politiker die "Feindeseligkeit der Kirche gegenüber Vertretern der AfD". In Dresden stellten sich "immer mehr Gemeindemitglieder, die uns nahestehen," die Frage, "ob sie noch in der evangelischen Kirche verbleiben sollen. Was soll ich denen sagen?", so Maier.

Die Vorwürfe der AfD gegenüber den beiden großen Kirchen sind nicht neu: Im Juni hatte die thüringische AfD-Landtagsfraktion die Broschüre "Unheilige Allianz. Der Pakt der evangelischen Kirche mit dem Zeitgeist und den Mächtigen" herausgegeben. Darin schlussfolgern die Autoren der Broschüre, die evangelische Kirche trage durch Dialogverweigerung zur Spaltung der Gesellschaft bei. Sie würde einseitig politisieren und "mit dem Zeitgeist und den Mächtigen" paktieren. Zugleich würden Vertreter der AfD wie auf dem Kirchentag in Dortmund ausgegrenzt. Über den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hieß es, er äußere sich politisch ebenfalls einseitig und diskriminiere Anhänger der AfD. Die evangelische Kirche wies die Vorwürfe später zurück. (tmg/KNA)