Vorwurf des Missbrauchs an einem Minderjährigen

Vatikan ermittelt gegen ältesten Bischof der Welt

Veröffentlicht am 21.08.2019 um 09:36 Uhr – Lesedauer: 

Santiago de Chile ‐ Mit 103 Jahren ist er der älteste katholische Bischof der Welt: Dennoch muss sich der Chilene Bernardino Pinera Carvallo nun Missbrauchsvorwürfen stellen. Der Vorfall liegt ein halbes Jahrhundert zurück.

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Der Vatikan hat gegen den ehemaligen Vorsitzenden der Chilenischen Bischofskonferenz Vorermittlungen eingeleitet. Alterzbischof Bernardino Pinera Carvallo wird sexueller Missbrauch an einem Minderjährigen zur Last gelegt, wie die Päpstliche Nuntiatur am Dienstag (Ortszeit) in Santiago de Chile mitteilte. Der Vorfall liegt rund 50 Jahre zurück. Die Ermittler stünden in Kontakt mit dem mutmaßlichen Opfer, hieß es.

Der 103 Jahre alte emeritierte Erzbischof von La Serena ist ältester katholischer Bischof weltweit und zugleich ein Onkel des amtierenden chilenischen Staatspräsidenten Sebastian Pinera. Bernardino Pinera wurde 1947 zum Priester geweiht. Er war zunächst Weihbischof in Talca, dann Bischof von Temuco, bevor er Erzbischof von La Serena wurde. Pinera nahm laut chilenischen Medienberichten an vier Sitzungen des Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) teil. Von 1983 bis 1988 war er Vorsitzender der Chilenischen Bischofskonferenz und füllte auch Funktionen innerhalb des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM aus.

Missbrauchsskandal erschüttert seit Jahren Chiles Kirche

Die chilenische Kirche wird seit Jahren von einem schweren Missbrauchsskandal erschüttert. Eine Schlüsselrolle spielt der inzwischen aus dem Klerikerstand entlassene Fernando Karadima (89). 2011 wurde er wegen sexueller Vergehen verurteilt. Aus seinem Kreis gingen mehrere Bischöfe hervor, von denen inzwischen mehrere zurückgetreten sind. Die Entlassung aus dem Klerikerstand ist die höchste Strafe im Kirchenrecht. Durch die strafweise Entlassung werden alle mit der Weihe empfangenen Rechte und Pflichten ausgesetzt mit Ausnahme der Zölibatsverpflichtung.

Medienberichten zufolge ermittelt Chiles Justiz derzeit in mehr als 150 Verdachtsfällen wegen Missbrauchs gegen über 200 kirchliche Mitarbeiter oder Kirchenvertreter. Bei den mutmaßlichen Opfern gehe es um rund 240 Personen, von denen etwa die Hälfte zum Tatzeitpunkt minderjährig gewesen sein sollen. (tmg/KNA)