Bischöfe: Drei Jahre nach Erdbeben sei die Lage "absolut kritisch"
Mehrere italienische Bischöfe haben zum Jahrestag des verheerenden Erdbebens vom 24. August 2016 in Italien mangelnde Hilfe angeprangert. Die Lage sei "absolut kritisch", sagte der Bischof von Rieti, Domenico Pompili. Wenn nicht bald gehandelt werde, werde die Verwüstung der Orte "ein zweites Mal töten", zitierte ihn die katholische Tageszeitung "Avvenire" (Samstag).
Der Bischof von Spoleto-Norcia, Renato Boccardo, mahnte, die Erdbebenopfer angesichts der Regierungskrise im Land nicht zu vergessen: "Ich hoffe dass die neue Regierung, unabhängig von ihrer Zusammensetzung, die Erdbeben-Frage zu den dringlichsten Prioritäten macht", so der Vorsitzende der umbrischen Bischofskonferenz. Er beklagte vage Hilfszusagen sowie Verzögerungen "aufgrund unverständlicher bürokratischer Pannen".
Dass es etwa mit dem Wiederaufbau kaum vorangeht, liegt laut Giovanni D'Ercole, Bischof von Ascoli Piceno, jedoch nicht nur an Politik und schleppender Bürokratie. Er forderte auch mehr finanzielle Hilfen.
In den 138 vom Beben betroffenen Gemeinden seien die Trümmer erst zu zwei Dritteln abgetragen, berichtete er "Vatican News" zum Wochenende. Es gebe noch rund 73.000 unzugängliche Häuser und zu wenig neue Quartiere. Ein Großteil der Menschen lebe immer noch in Notunterkünften; viele seien auch abgewandert.
Heiligenstatuen als Zeichen des Neubeginns
Von den zerstörten Kirchen sind laut D'Ercole etwa 15 wieder zugänglich - "aber zum heutigen Tag herrscht Stillstand", so der Bischof. "Die Menschen wollen gerne wieder kirchliche Feste feiern und wir versuchen, dem entgegenzukommen, indem wir Statuen zu den Trümmern tragen, weil das ein Zeichen des Neubeginns ist."
Zum dritten Jahrestag des Bebens feierte D'Ercole in der Nacht auf Samstag in Pescara del Tronto eine Gedenkmesse. Zum Zeitpunkt der ersten Erschütterung, um 3.36 Uhr, verlas er die Namen der Opfer, jeweils begleitet von einem Glockenschlag, wie italienische Medien berichteten. In Italien wird diesen Samstag vielerorts der Toten gedacht.
Am 24. August 2016 gab es in Mittelitalien ein schweres Erdbeben, bei dem rund 300 Menschen starben. Die meisten im Ort Amatrice. Betroffen waren die italienischen Regionen Latium, Umbrien, Marken und Abruzzen.
Papst Franziskus hatte im Juni die von den Zerstörungen gezeichnete Stadt Camerino besucht. Er mahnte, die Menschen in der Region drei Jahre nach dem Erdbeben nicht zu vergessen. "Nach der ersten emotionalen und medialen Betroffenheit sinkt die Aufmerksamkeit, geraten Versprechen in Vergessenheit und wächst die Verzweiflung jener, die mitansehen müssen, wie die Region sich immer mehr entvölkert", kritisierte der Papst. (cst/KNA)