Standpunkt

Was der Klimawandel und Gott gemeinsam haben

Veröffentlicht am 27.08.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Der Klimawandel sei eine existenzielle Gefahr für die Menschheit: Die Untätigkeit angesichts dieser Bedrohung lässt Werner Kleine an der Intelligenz des Homo sapiens zweifeln – und eine Parallele zum Gottesglauben erkennen.

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Homo sapiens sapiens – als besonders klug und weise sieht der Mensch sich selbst gerne. Ob es allerdings wirklich weise ist, für den eigenen Profit Regenwälder abzubrennen, wie es jetzt wieder im Amazonasgebiet geschieht? Die sogenannten Treibhausgase Kohlendioxid oder Methan halten sich nicht an nationale und menschengemachte Grenzen.

Der Klimawandel – sei er menschengemacht oder nicht – und Gott haben eines gemeinsam, zumindest aus Sicht derer, die offen und bereit zur Erkenntnis sind: Man kann beides leugnen, sie sind trotzdem da! Beides geht, nach dem bekannten Diktum von Paul Tillich, uns unbedingt an.

Das Klima ist mehr als ein kurzfristiges Wetterphänomen. Es spricht einiges dafür, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Temperaturkurven oder die Analyse von Eisbohrkernen zeigen eine Beschleunigung der Erderwärmung, die mit dem Beginn des Industriezeitalters einsetzt. Das Klima selbst ist träge. Wer über Jahrzehnte im Übermaß fossile Ressourcen verbrennt, darf sich nicht über den Anstieg von Treibhausgasen und den damit einhergehenden Wandel des Klimas wundern. Gehäufte Dummheit wird eben auch im Schwarm nicht intelligent.

Die Klimaträgheit ist tückisch. Selbst wenn der verständig wähnende Mensch heute seine Verantwortung erkennen, annehmen und beginnen würde, sich klimaverträglicher zu verhalten – es würde wieder Jahrzehnte dauern, bis die Effekte umfänglich spürbar werden.

Die Aufgabe für Generationen ist im Konjunktiv formuliert. Während in diesen Tagen die G7-Teilnehmer in Biarritz die Brände im Amazonasgebiet auf die Tagesordnung setzten und so die globale Verantwortung für das Klima ernstnahmen, verbat sich der brasilianische Präsident Bolsonaro, der im Regenwald primär ein wirtschaftliches Potential sieht, zuerst jede Einmischung in nationale Belange. Als wenn das Klima Grenzen kennen würde...

Es sind entscheidende Zeiten, für die wieder das Wort Jesu aus dem Lukasevangelium gilt:

"Wenn ihr im Westen eine Wolke aufsteigen seht, sagt ihr sofort: Es gibt Regen. Und so geschieht es. Und wenn der Südwind weht, sagt ihr: Es wird heiß. Und es geschieht. Ihr Heuchler! Das Aussehen der Erde und des Himmels wisst ihr zu deuten. Warum könnt ihr dann diese Zeit der Entscheidung nicht deuten?" (Lk 12,54-56)

Es wird Zeit, dass sich der Mensch zum Homo sapiens agens, zum verständig handelnden Menschen entwickelt. Es geht uns an. Alle!

Von Werner Kleine

Der Autor

Dr. Werner Kleine ist Pastoralreferent im Erzbistum Köln und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.