"Einer muss dem anderen helfen"
Zwölf Insassen verschiedener Nationalitäten und Religionen waren ausgewählt worden, von dem argentinischen Papst die Füße gewaschen zu bekommen - nach dem Vorbild des demütigen Dienstes Jesu an seinen Jüngern vor dem letzten Abendmahl. Aus dem Gefängnis gab es keine TV-Übertragung, um die Privatsphäre der jungen Insassen zu schützen. Radio Vatikan übertrug die Feier in seinem Hörfunkprogramm.
Mit dem Papst konzelebrierten Roms Kardinalvikar Agostino Vallini und der Gefängnisgeistliche Gaetano Greco. Die Kommunion teilte Franziskus persönlich an die jungen Häftlinge und Anstaltsmitarbeiter aus.
"Einer muss dem anderen helfen, das lehrt uns Jesus und das ist das, was ich tue, es ist meine Pflicht", sagte Franziskus in der Messe, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Es komme bei ihm von Herzen, er liebe es, fügte er an. Die Fußwaschung sei ein Symbol und ein Zeichen, sie bedeute, "dass ich zu Deinen Diensten bin." Wer höhergestellt sei, der müsse im Dienst der anderen stehen. Die Messe wurde von Jugendlichen mit Gitarrenklängen und Gesängen untermalt.
Gegenseitige Geschenke
Unter den zwölf jungen Häftlingen, denen Franziskus die Füße wusch, waren eine italienische Katholikin und eine bosnische Muslimin. Die etwa 50 jungen Gefangenen hatten für den Papst Geschenke vorbereitet, ein hölzernes Kruzifix und eine Betbank, teilte der Vatikan mit.
Franziskus brachte ihnen Ostereier und den traditionellen italienischen Osterkuchen "Colomba" (Taube) mit. Nach dem Gottesdienst gab es eine kurze Begegnung zwischen dem Papst und den jungen Häftlingen. Den Jugendlichen sagte der Papst: "Lasst euch nicht die Hoffnung rauben. Kapiert? Lasst euch die Hoffnung nicht rauben!" Jorge Mario Bergoglio hatte bereits als Erzbischof von Buenos Aires solche Messen in Gefängnissen oder unter Kranken gefeiert.
Schon in der Vergangenheit unterhielt "Casal del Marmo" Kontakte in hohe Kirchenkreise hinein. Der frühere und Kardinalstaatssekretär Agostino Casaroli (1914-1998) fungierte hier zeitweise als Hausgeistlicher. Er besuchte und betreute regelmäßig die Jugendlichen. Hier feierte er mit ihnen 1989 seinen 75. und 1994 seinen 80. Geburtstag. Auch Papst Benedikt XVI. kam am 18. März 2007 nach "Casal del Marmo" und feierte mit den Insassen eine Messe.
Die straffälligen Jugendlichen sind in "Casal del Marmo" in drei Gebäuden untergebracht. Ein Haus ist für weibliche Häftlinge bestimmt und zwei für männliche, wobei laut italienischem Recht minderjährige Häftlinge zwischen 14 und 18 Jahren strikt von jungen Erwachsenen (18 bis 21 Jahren) getrennt sein müssen. Im Obergeschoss der Gebäude befinden sich jeweils die Schlafzellen für zwei oder drei Personen, unten der Ess- und Freizeitbereich. Im Jahr 2012 haben in der Anstalt 251 Personen, davon 172 männliche und 79 weibliche Jugendliche eingesessen, so eine offizielle Mitteilung der Vollzugsanstalt. (meu/KNA/dpa)