Magdeburgs Bischof beklagt negatives Diskussionsklima in der Kirche

Feige: Habe nicht geahnt, wie viel Gegenwind ich bekommen würde

Veröffentlicht am 29.08.2019 um 11:48 Uhr – Lesedauer: 
Feige: Habe nicht geahnt, wie viel Gegenwind ich bekommen würde
Bild: © KNA

Magdeburg ‐ "Als sei man Bischof von Absurdistan": Magdeburgs Bischof Gerhard Feige beklagt ein zunehmend negatives Diskussionsklima in der Kirche. Auch er selbst bekomme mehr und mehr Gegenwind zu spüren – und das von liberaler wie konservativer Seite.

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Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige hat ein zunehmend negatives Diskussionsklima im kirchlichen Raum kritisiert. "Neuerdings meinen auch einige Christen oder kirchliche Kreise, sich genauso populistisch verhalten und unverschämt äußern zu müssen, wie es allgemein in unserer Gesellschaft immer mehr zunimmt", sagte Feige in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit dem Magdeburger Pastoral-Magazin "Moment". Da könne es dann passieren, dass einem alles um die Ohren gehauen werde, was zurzeit in der Öffentlichkeit zu hören sei, etwa "Klerikalismus, Machtmissbrauch, Inkompetenz, Vertuschung und Heuchelei".

Feige betonte, dass er, als er Bischof geworden sei, nicht geahnt habe, wie viel Gegenwind er im Laufe der Zeit bekommen würde. Dies habe in den vergangenen Jahren sogar noch zugenommen. "Und so häufen sich Woche für Woche bei vielen Bischöfen Schreiben und Anrufe mit Vorwürfen, jämmerlich versagt zu haben, oder Forderungen, nun endlich die Kirche und die Welt zu retten", sagte der Bischof. Den einen sei man zu liberal, den anderen zu konservativ. Für manche seien inzwischen die meisten deutschen Bischöfe dem sogenannten Zeitgeist erlegen und vom wahren katholischen Glauben abgefallen, andere dagegen beklagten einen Wirklichkeitsverlust und mangelnden Reformeifer der Oberhirten. "Auch richtiger Irrsinn landet auf meinem Schreibtisch. Da kann man sich gelegentlich schon vorkommen, als sei man Bischof von Absurdistan", so Feige.

Das Evangelium noch stärker ins Spiel bringen

Seine Aufgabe als Bischof in der Diaspora Sachsen-Anhalts beschrieb Feige in dem Interview als die eines Mutmachers. Unter mehr als 80 Prozent nichtkirchlichen oder religionsfernen Zeitgenossen zu leben, sei für Christen nicht nur tragisch, sondern auch eine besondere Herausforderung. "Es gibt zahlreiche Berührungspunkte und Lebensfelder, wo das Evangelium noch stärker ins Spiel gebracht werden könnte als bisher schon. Dazu kann ein Bischof anregen und einiges selbst versuchen", betonte Feige. Insgesamt sei er aber darauf angewiesen, dass möglichst viele an diesem Strang mitzögen.

Mit Blick auf die Gegenwart im Bistum Magdeburg und in der Welt sagte der Bischof: "Ohne den Glauben an Gott und das Vertrauen darauf, dass die dramatischen Entwicklungen und ungewöhnlichen Zumutungen, die wir zurzeit in unserem Bistum und darüber hinaus erleben, nicht nur menschengemacht sind, sondern sogar etwas mit dem Wirken des Heiligen Geistes zu tun haben, der uns heilsam herausfordern will, könnte ich wahrscheinlich nicht mehr ruhig schlafen. So aber gelingt es mir noch einigermaßen." Dabei sei es für ihn hilfreich zu wissen, dass er mit vielen anderen Christen gemeinsam Kirche sei und die Kirche von Gott her ihre Kraft beziehe und von ihm begleitet werde. (stz)